Klassische Anreise

 

Ein wenig ist die Anreise ja unserem Geiz geschuldet, weil v.a. ich nicht bereit war, über 400 € für einen Flug nach Marokko zu zahlen. Doreen wird sagen, dass ein nicht unwesentlicher Punkt meine Liebe zu Spanien ist. Egal was es ist und war, ich sitze am Hamburg Airport und warte auf die Maschine von Brussels Airlines, die mich mit Zwischenstopp nach Malaga bringen wird. Doreen treffe ich dort, auch sie darf zwischenstoppen, es lebe Air Berlin! Diesmal gab es „nur“ 3 Flugänderungen, auf dem Flug im letzten Jahr waren es gefühlt 7. Warum es Airberlin nicht besser geht, mag auch am Umgang mit Kunden liegen. Es ist schon ein Unterschied, ob man Wien Malaga direkt fliegt oder eben mit Zwischenstopp auf Palma, und ja liebe Airberlin, es macht auch einen Unterschied, ob man 13.30 Uhr von Barcelona zurück fliegt oder morgens halb neun.

Diesmal sind einige Dinge noch wage, ganz entgegen dem sonst so ge- und verplantem Duo Kallweit/Franke. So wissen wir noch nicht, wie wir am Samstag nach Algeciras kommen. Der Plan ist mit dem Bus direkt, morgens dreiviertel sieben, das Problem war nur, online-Tickets sind bei portillo-Bus offenbar nur mit spanischem Pass zu bekommen. Das nenne ich doch ein Hoch auf Europa.

Die Fähren nach Tanger sollen nicht das Problem sein, die fahren ja fast stündlich. In Malaga war ich ja schonmal vor Jahren, da ging die Andalusienreise los und dort habe ich Angelika kennen gelernt. Damals haben wir nur die Kathedrale und das Geburtshaus Picassos gesehen, d.h. dieses Mal stehen die Innenstadt und der Alcazar  auf dem Programm und die noch nicht geplanten Punkte werden wir gemeinsam fertig planen.

In Hamburg ist mir aufgefallen, wie viele Airlines den Airport anfliegen. Air Iran mit Airbus 330, wobei Teheran weder jetzt weder als final destination noch als stopover-Flughafen auf meinem näheren Plan steht. Air Lingus fliegt ja schon lang nach Dublin und TK und EK sind ja für die Asienflüge seit Jahren gute Möglichkeiten, wobei TK ja keine wirklich Option für uns ist, die haben nämlich ein PR-Problem. ;-)

 

Hinderliche Anreise

Dass die deutsch französischen Beziehungen immer mal belastet sind, ist ja weitbekannt. Die zwischen Herrn Franke bzw. Frau Kallweit und den französischen Fluglotsen sind nicht belastet, wir haben quasi noch nie eine Beziehung zueinander gehabt. Letztes Jahr, Rückflug von Bilbao: Fluglotsenstreik in Frankreich. Dieses Jahr, mein Rückflug von Bilbao im März: Fluglotsenstreik in Frankreich und nun dürft ihr raten, wer heute den westeuropäischen Luftraum durcheinander gebracht hat… Wofür streiken die? Goldbesetzte Toilettenbrillen auf dem Fluglotsen-WC?  Oder wollen sie mit ihren Streiks die Annäherung von Nord- und Südkorea erzielen? Liebe Fluglotsen, das wird in naher Zukunft nicht passieren!!! (Leider) Also liebe Grande Nation, ein kleiner Tipp eines europäischen Nachbarn: schränkt euer Streikrecht ein, das ist ja nicht mehr feierlich!

Dabei bin ich gut weggekommen und mit nur einer Stunde Verspätung um 5 Uhr nachmittags in Malaga bei strahlendem Sonnenschein gelandet. Bei Doreen sieht es viel schlechter aus: während ich jetzt um 9 auf dem Hotelbett liege und schreibe, ist sie immer noch in Palma, denn als der Flieger von Wien endlich ankam, war der nach Malaga schon weg. Umgebucht von Airberlin auf vueling, von 15 Uhr auf 22 Uhr. Kleiner Trost für dich: schlimmer als mit Air Berlin kann auch ein vueling-Flug nicht sein, ich weiß, wovon ich rede.

So habe ich die erste Tour durch Malaga allein unternommen. Im Stadtbild fällt mir deutlich auf, dass Andalusien der ärmere Teil Spaniens ist. Im Vergleich zu Bilbao oder Donostia sieht man schon, dass hier nicht so viel Geld ist. Andererseits habe ich die touristischen Ecken ja auch noch nicht gesehen. Was super lief war die Anreise in die Stadt: man steigt in den Nahverkehrszug, der alle 20 Minuten fährt (mein Zug kam 2 Minuten, nachdem ich am Bahnsteig eingetroffen war) und fährt bis zur Endstation Malaga Centro. Von dort war es noch ein Fußweg von 5 Minuten bis zum Hotel, kam mir sehr entgegen, obwohl ich den Rucksack so leicht wie möglich gepackt habe, sind Märsche a la Armeegrundwehrdienst jetzt nicht so mein Ding.

So, ob wir morgen unseren straffen Plan schaffen, wird sich zeigen. Erstmal muss die Gruppe ankommen, dann ausschlafen und dann kommt die Kür!

Tag 2

Halb eins nachts geht die Tür und: sie ist da. Strahlend wie die junge Grace Kelly steht sie vor mir und ist erstaunlicherweise nicht dreckserd. Der Morgen graut fast, bis wir die letzten Monate geupdatet haben. Die Nacht war kurz und gegen 10.30 Uhr beginnen wir den Tag für unsere Verhältnisse spät. Das Frühstück lassen wir aus im Hotel sondern organisieren uns nach dem Besuch der Markthalle, in der ich mal keine Fotos gemacht habe, auf einem sonnigen Platz in der Altstadt Malagas ein Frühstück: sie süß, er herzhaft. Die Kathedrale besichtigen wir, nachdem wir uns durch die Gassen haben treiben lassen, nur von außen, dafür aber stilvoll auf Lounge-Möbeln in einem Café, das meine Wiener Mitreisende sprachlos macht: 2.50 € für einen Cappuccino, ja, das gibt es noch in Europa. Danach geht es auf den maurischen Alcazar, wo der Blick auf die Stadt schon sehr schön ist. Der Alcazar ist NICHT mit der Burg, die noch höher liegt, verbunden. Diese haben wir auch erst bestiegen, als wir den Hafen, der wirklich sehr schön geworden ist, besichtigt haben. Ein bisschen vom Port Velle in Barcelona hat die Muelle Uno schon. Und heute muss ich mal festhalten, dass ich nirgends in Spanien so tolle Toiletten gefunden habe, wie in Malaga, sowohl von der Dichte als auch von der Qualität. Ich bin sicher, das bleibt nicht so auf dieser Reise.

Am späten Nachmittag ging es dann also auf den Burgberg, und auf fast ganzer Höhe hat man dann diesen wahnsinnig tollen Blick auf die Stierkampfarena Malagas, die im Hochhausmeer von oben ein tolles Fotomotiv gibt. Abschluss bildete das berühmte Cafe Central, wo es nur noch einen Salat für jeden von uns gab und nach einem Tag Sonne und wenig Schlaf und der Aussicht, dass der Bus nach Algeciras morgen 6.45 Uhr geht, sind wir zeitig aufs Zimmer, packen und schlafen …

Nach Marokko

Wir sind um 5 aufgestanden, kurz nach 6 begann der Fußmarsch zum Busbahnhof an der Maria Zambrano Station. Außer uns waren noch 2 Hände voll Touristen dort. Wir hatten das Busticket am Vortag gekauft, den Weg hätten wir uns sparen können. Egal, seit Kuba gilt der Satz: was wir haben, haben wir. Am einzigen Stopp auf der Fahrt nach Algeciras stiegen gefühlt 2 Menschen aus und 4 ein, pünktlich um 8.45 Uhr erreichten wir die südspanische Stadt mit einem Megahafen. Wer viel reist, vergleicht: nicht Piräus, aber auch nicht Málaga. Das Pendant auf der marokkanischen Seite heißt Tanger med und der ist ebenso groß. Nach Marokko sollte uns die Schnellfähre um 9.30 Uhr bringen, für die wir auf dem Weg (ca. 500 m) zum Hafen Tickets kaufen wollten. Der Ticketverkäufer erzählte uns aber, dass auf Grund des Wetters keine Schnellfähren gehen und wir die Großfähre von Balearia um 10 nehmen müssen. Doreen glaubte ihm das, ich nicht und so zogen wir ohne Ticket zum Hafen um dort bei einem schon ziemlich marokkanisch aussehenden Reiseverkehrskaufmann 2 Tickets für die Fähre um 10 zu kaufen. Ergo: Doreen hat das bessere Gefühl für Menschen.

Die Fährfahrt war so was von unspektakulär. 23 € kostete der Spass und auf einem Geisterschiff, es waren wohl keine 100 Passagiere an Bord, waren die meisten Decks nicht zugänglich, außen konnte man sich nur auf einem Deck aufhalten. Ein marokkanischer Beamter nahm am zentralen Terminal Platz und stempelte die Pässe ab. Das dauerte auch die komplette Überfahrt.

In Marokko angekommen, verlief alles, wie im Internet beschrieben. Man geht vom Schiff, ein weiterer Beamter von der Grenztruppe checked, dass man auch wirklich den Stempel im Pass hat und dann läuft man 50 Meter zu einem Bus, der einem, wie auf dem Flughafen, durch das riesige Hafengebiet zur Bus-/Bahnstation Tanger Med fährt. Nach 5 Minuten Fahrt stiegen wir aus, zogen Geld am Automaten, verpassten um 3 Minuten den Zug nach Tanger Ville, (ja, ab Mai gehen endlich Züge von Tanger Med, aber die Busfrequenzen sind noch höher) und warteten 50 Minuten um mit dem Bus nach Tanger zu fahren. Dort angekommen, war die Zeit recht knapp und wir stellten uns beim Anheuern unseres ersten marokkanischen Taxis gar nicht so schlecht an. Für 2 €, sicherlich ein Wucherpreis für jeden erfahrenen Rucksackreisenden, wurden wir zum Hauptbahnhof gefahren, denn der Bus von Tanger med hält irgendwo in der Stadt. 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges nach Fes trafen wir im Hauptbahnhof ein, viel Zeit war also nicht mehr, Hektik kam aber auch nie auf.

Die Tickets für den Zug, der vom Komfort unserem IC entsprach, hatten wir schon in Tanger med gekauft. 15 € für 4,5 Stunden Fahrt, 1. Klasse haben wir uns gegönnt. Es gab Abteil (mag ich ja gar nicht), mit uns saßen 2 Amerikaner, Mitte 20, im Abteil, für ein ganz kurzes Teilstück auch ein Marokkaner, aber dem haben wir wohl zu wenig gesprochen. Die Marokkaner sind wirklich unglaublich neugierig und fangen immer ein Gespräch an, um zu erfahren, wo man her komme, ob man das Land schon gut kenne, ob man etwas brauche (dafür wollen sie ggf. Geld sehen, wenn man eine Dienstleistung annimmt!) oder oder oder. Obwohl ich zu Beginn der Reise spektisch war, muss ich bis heute sagen, man kommt trotzdem ganz gut mit ihnen klar. Sagt man nein, akzeptieren sie es.

Halb 6 abends, marokkanischer Zeit, also halb 7 europäischer Zeit kamen wir in Fes an, am Bahnhof wartete schon ein vom Hotel organisiertes Taxi und brachte uns zu unserem wirklich wunderschönen Hotel in der Altstadt. Wir bewohnen eine Suite im Erdgeschoss, sehr geschmackvoll mit Fliesen (Zelliges), Zedernholztüren, Teppichen … eben so, wie man sich 1001 Nacht vorstellt.

Den ersten Abend verbrachten wir in der Altstadt und haben uns auch gleich in die Straßen getraut. Sie waren eng und voller Leben. Mag daran liegen, dass Sonntag war. Menschenmassen, aber alle sehr freundlich, neins, und es gab einige, wurde stets akzeptiert. Ich hatte meine erste Tajine (mit Hühnchen und Zitrone und gekochtem Gemüse) und Doreen Bouchette mit Reis und Pommes frites. Was wir sagen können: sehr schmackhaft mit vielen Kräutern, für den europäischen Gaumen fehlte wohl etwas Salz.

Nach einer der erholsamsten Nächte seit langem ging dann heute die Tour mit einem Guide los. Der führte uns erst ins Judenviertel, die Mellah, vorbei am Königspalast, zu einem Aussichtspunkt über Fes an der Südburg und schließlich, nach einem Stopp bei einer Kooperative, die Mosaikhandwerk in allen Formen produzierte und wo wir Brunnen, Tische, Geschirr und andere Keramikgegenstände hätten erstehen können, natürlich auch zollfrei verschickt nach Hause, tief hinein in die Medina, die Altstadt von Fes. Verloren zu gehen gesteht man sich als erfahrener Traveller ja nicht ein, aber wäre Abdul nicht da gewesen, wir hätten die Koranschulen, verschiedene Moscheen und die Gerberei nicht gesehen und viel schlimmer, wir wären nicht aus der Medina wieder rausgekommen. Die Gerberei war wirklich sehenswert und es stank viel weniger, als wir erwartet hatten. Trotzdem wir den Guide für marokkanische Verhältnisse fürstlich bezahlt hatten, schleppte er uns zu einigen Schwippschwägern, die Kunst, Tand, Tischdecken, Schmuck und marokkanische Medizin verkauften. Ich bekam auch etwas für „Energy“ angeboten, nette Umschreibung, auf dem Schächtelchen stand drauf: „sexual pills“. Ich danke meiner Mitreisenden hiermit, die sofort meinte, dass ich genug energy hätte. Es ist eben die Natur der Menschen hier, einem zum Einkaufen zu bringen und wenn man das Spiel mitspielt, ist es gar nicht so schlimm, wir haben so oft nein gesagt, und sind trotzdem immer freundlich verabschiedet worden. Ein blaues Tuch a lá Tuareg habe ich dann doch gekauft und für Iris nen Fingerhut. …

Tagesausflug nach Meknes

 

Ich traue es mich kaum zu schreiben, aber bis jetzt sind sehr, sehr wenige Vorurteile und Warnungen über Marokko eingetreten. Heute sind wir mit dem Zug nach Meknes gefahren. Bei keiner der Taxifahrten war es notwendig darauf hinzuweisen, dass der Taxameter eingeschaltet wird, für umgerechnet 75 cent kommt man von der Altstadt zum Bahnhof und zurück. Am Bahnhof selbst sind wir sehr nett von einem jungen Marokkaner mit dem Fahrkartenautomaten vertraut gemacht worden, der übrigens nur und ausschließlich mit dem Kunden auf Französisch kommuniziert. Der Automat mochte aber weder unsere Kreditkarten, noch Bargeld und so ist der junge Bahnangestellte in die Tickethalle gegangen, hat für uns die Ticket am Schalter besorgt und gleichzeitig auch noch dafür gesorgt, dass wir Wechselgeld in kleinen Scheinen bekamen. Nach 30 Minuten Zugfahrt kamen wir in Meknes an und wurden einmal am Bahnsteig gefragt, ob wir nach Voloubilis fahren wollen, danach gab es noch eine Frage, ob man uns führen sollte, das wars. Ich hätte mit viel mehr Penetranz gerechnet.

Und so war es ein total schöner Tagesausflug in die 2. Königsstadt. Meknes ist anders als Fés. Es ist ruhiger, beschaulicher, kleiner. Die Medina wollten wir deshalb auch allein erkunden. Vom zentralen Platz, an dessen einem Ende das schönste Stadttor ganz Marokkos zu besichtigen war, gingen wir erstmal durch die Markthallen, in denen Fleisch, Fisch, Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, eingelegte Oliven, Brot und Süßwaren feil geboten wurde. Fleisch kauft man hier folgendermaßen: man sucht  sich bspw. ein Huhn aus, gibt es dem Metzger zum Schlachten und bekommt dafür ein anderes Huhn, das bereits küchenfertig ist. So liegt das Fleisch nie lange rum. Bei Rind und Hammel muss man natürlich nehmen, was die Auslage hergibt. Aber Kleintiere wie Kaninchen oder auch Schildkröten werden direkt auf Kundenwunsch frisch erlegt.

Auf einer Terrasse über dem zentralen Platz verschafften wir uns erstmal eine Übersicht und genossen einfach die Atmosphäre. In der Medina wurden jede Menge modische Dinge angeboten: Schmuck, Klamotten, durchaus auch sehr westliche, Schuhe, man konnte von der Waschmaschine über den Laptop bis zum Herd alles erstehen. Schmuck gab es natürlich auch in Hülle und Fülle und allerlei Zierrat, für den Meknes berühmt ist, der nach Aussage der Händler nirgends günstiger und besser ist und bei dem das deutsche Duo heute jedoch nicht zu erweichen war. Es gab wieder viele Neins und es waren wieder viele freundliche Verabschiedungen.

Wir hatten heute unsere ersten Backwaren und die sind als gut zu bezeichnen. Doreen hatte ein mit Schokolade überzogenes Blätterteigteil, gefüllt war es mit einer Nussmischung, zumindest vermuten wir das, mein Teil war rechteckig, anderer Teig aber irgendwie gleiche Zusammensetzung, auch darin war Schokolade und waren Nüsse oder ähnliches. Nen Minigugelhupf gabs auch noch, alles, ohne zu handeln für umgerechnet 90 cent.

In der Medina von Meknes gab es neben den Souks auch Straßen, in denen man wirklich das Gefühl hatte, dass dort Menschen leben und die teilweise auch recht menschenleer waren. Nirgends beängstigende Leere, eher normales Stadtbild, nur ohne Autos. Einen wirklich armen Bereich haben wir heute auch kennen gelernt, der Berber-Souk vermittelte ein anderes Bild als das bisher Bekannte. Und als wir durch diesen durch waren und an einem der zahlreichen Stadttore auf die Karte schauten, um halbwegs wieder Orientierung zu finden, wobei das in Meknes wirklich nicht so kompliziert ist/war, hatten wir dann doch einen Marokkani an unseren Füßen, der uns auf nette Art in nicht mal so schlechtem Englisch mit deutschen Einschlägen noch eine gute Stunde durch die Medina führte. Natürlich bekam er dafür Geld von uns, da wir mittlerweile aber zumindest etwas ein Gespür für Preise haben, hat er wohl einen fairen Preis, der deutlich unter seinen Erwartungen lag, bekommen, ausgenommen haben wir ihn aber wohl nicht, die Verabschiedung war nett.

Nach einem weiteren Stopp zur Kräftigung auf einem anderen Häuserdach ging es zurück nach Fés, wo wir Tickets für die lange Zugfahrt morgen nach Marrakech erstanden haben. Wir werden ca. 4 Stunden in Casablanca zwischen halten, nicht wissend, ob ein uns empfohlener Marokkaner auf uns wartet und auch nicht sicher, ob wir anderweitig unser Gepäck loswerden. Aber bis jetzt war hier alles einfach lösbar, wir vertrauen da mal auf unseren Instinkt.

Ach ja: auf der Heimfahrt vom Bahnhof zum Hotel haben wir, statt an die Taxischlange zu gehen, einem pfeiffenden Taxifahrer vertraut, der bereits eine Marokkanerin als Fahrgast hatte. Das Vertrauen ging eher von meiner Seite aus. Wie immer kamen wir in windiger Fahrt zügig am Ziel an, doch dieser Fahrer hatte es wohl auf Touristen abgesehen und wollte uns den doppelten Preis für die Fahrt berechnen. Es ist jetzt nicht so schlimm für uns, statt 80 Cent 1.60 € zu zahlen, aber dennoch ließen wir uns nicht drauf ein und haben den gleichen Preis wie am Morgen bezahlt. …

Getrennte Wege

 

Am letzten Abend in Fes gab es Brouchette für mich und gegrilltes Huhn für Doreen, davor hatten wir 2 marokkanische Vorspeisen. Die Brouchette beschäftigen mich, auch 2 Tage danach, immer noch. Los ging alles mit einem unwiderstehlichen Drang zur Toilette und kumuliert ist das ganze gestern Abend, als ich mich auf die marokkanischen Süßwaren, die wir, quasi als Dessert, in Fes gekauft hatten, erbrach.

Klar war auf jeden Fall, dass wir am Dienstag nach Marrakech fahren. Mit dem Zug und mit Stopover in Casablanca. Früher hätte ich in dem Zustand, ich dem ich mich befand, wohl jede 7 stündige Zugfahrt abgelehnt, tja, auch dafür war Indien gut. Ich kann auf jedem Fall sagen: so schlecht sind marokkanische Zugtoiletten nicht. Und scheißegal ist einem sowieso ab einem bestimmten Zeitpunkt alles.

Dreieinhalbstunden nach der Abfahrt von Fes erreichten wir Casablanca Voyageuers, den wohl größten Bahnhof Marokkos. Man sollte keine übertrieben hohen Erwartungen an diese Aussage haben. 5, vielleicht 7 Gleise und schon Betrieb, was v.a. an der Länge der marokkanischen Züge liegt, nicht unbedingt an ihrer Frequenz. Es ist wirklich so, dass man in Casa Voyageurs kein Gepäck aufbewahren kann. Da die Stadt aber ideal für einen Stopover ist und man nicht unbedingt einen Urlaubstag mit einer Übernachtung „verplämpern“ muss, liegt hierin das Problem. Ein Mitreisender auf der Fahrt von Tanger nach Fes hatte uns noch gesagt, dass man beim Chef de Gare sein Gepäck lassen könne. Dem ist nicht so. Wir hatten unser Problem aber dem geschäftstüchtigen Guide, der uns in Fes führte, angetragen und der organisierte für uns einen Schwippschwager oder was auch immer, der uns mit einer etwas überdimensionierten Karosserie durch Casablanca fuhr. Wie haben Rick´s Cafe besucht, die haben tolle Toiletten, kann ich sagen. ;-) Der frisch gepresste Orangensaft, den ich mir an der Bar gönnte, war ok. Doreens Cappuccino ist leider auf ganzer Linie durchgefallen, serviert man ihn dort offensichtlich mit Sahne / Schlagobers. Also: Flair hat dieser Ort schon, aber überhöhte Erwartungen sollte man nicht haben. Am Atlantik gab es dann für Doreen Fisch, der sehr gut gewesen sein muss und der im bis jetzt definitiv teuersten Lokal unserer Reise serviert wurde, ich entschied mich für einen Whiskey mit nix. Und schließlich hatten wir dann noch eine Führung durch die Moschee Hassan II., der drittgrößten Moschee der Welt nach Mekka und Medina. Eine der wenigen Moscheen, die auch für Nicht-Muslime offen ist und die allein auf Grund ihrer Grüße beeindruckt. 25.000 Menschen finden in der Moschee Platz, im Ramadan wird das Dach der Moschee geöffnet, so dass 80.000 Menschen dem Vorplatz ebenfalls beten können und die Predigten des Imams mitbekommen. Die Moschee hat das höchste Minarett der Welt und ist direkt am Meer gebaut, eine wirklich sehr exponierte Lage die den Eindruck dieses an sich schon imposanten Gebäudes verstärkt. Nach 4 Stunden Stopover ging es nochmal gute 3 Stunden weiter nach Marrakech. Der Tipp aus dem Reiseführer, dass die Züge im Süden Marokkos meist voll sind, stimmt definitiv. Wir wurde vom Bahnhof abgeholt und vom Inhaber unseres Riads, Gary, Engländer, persönlich am Stadttor vor der Medina begrüßt. Zum Riad selbst war es ein Fußweg von 5 Minuten, lag das Dar in Fes schon schön und beeindruckte durch seine Ausstattung, ist dieses Riad nochmal eine andere Liga. Fotos folgen. Nach kurzem Smalltalk bin ich direkt ins Bett, hatte ich doch gemeint, den Tag ganz tapfer überstanden zu haben. Bis, ja bis eben, als Doreen auch ins Bett gehen wollte und im Bad war mein Körper noch rebellierte.

Aus diesem Grund macht Doreen die Stadtführung heute allein und ich liege in der Sonne auf der Dachterrasse  des Riads. Morgen beginnt der Trip in die Wüste, durch den hohen Atlas und zu den Berbern und marokkanische Keime reagieren offensichtlich nicht so schnell auf MCP und Cefixim, wie es indisch/dubaiische tun. ;-) Von daher müsst ihr auf ... nachschauen, um zu erfahren, was Marrakech zu bieten hat.

 

5 Tage Wüste

 

Gut, dass man vorm Reisen oft nicht weiß, was einen erwartet. Mit 6 Ciprofloxacin, die ich bereits eingeworfen hatte und dem Vertrauen in die westliche Medizin setzte ich mich also in ein Auto auf dem Weg ins Ungewisse. Es stand zwar fest, wann es wo hingehen sollte, jedoch haben wir über einige Orte, insbesondere in der Wüste, vorab keine Informationen einholen können. Allenfalls youtube-Videos mit Ralley-Mitschnitten sind zu finden gewesen.

Das Gute an Touren in die Natur ist, dass man kein wifi hat, der Computer ausbleibt und so sind diese Erinnerungen eine Zusammenfassung der letzten Tage ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sie geben eher eine Stimmung wieder. Trotz oder gerade wegen des Preises der Tour war diese absolut empfehlenswert. Rough-Tours ist ein Familienunternehmen einer Berber-Großfamilie und 2 Familienmitglieder begleiteten uns auf dem ersten Teilstück unserer Reise, nämlich über den hohen Atlas und den berühmten Tichka-Pass. Unser Guide Said, den wir erst in Ait Ben Haddou, Unesco-Weltkulturerbe und aus zig Hollywood-Filmen bekannt, trafen, konnte uns nicht gleich in Empfang nehmen, auf Grund von Regen in der Wüste musste er einen Umweg fahren und seine vorhergehende Tour ging quasi einen Tag länger. Also fuhren wir mit Mustafa und seinem Cousin durch den hohen Atlas bei frühlingshaft-kühlen Temperaturen und vielen Wolken, die, sobald wir den Tichka-Pass überquert hatten, durch strahlendes Blau ersetzt wurden und spätestens in Ait Ben Haddou waren wir in der Hitze der Wüste angekommen. Ait Ben Haddou ist mir vor allem dadurch in Erinnerung geblieben, dass ich selten so fertig war nach einer Besichtigung. Am Hang gebaut, muss man ein paar Stufen hochklettern, um einen Blick über die sehr sehenswerte Landschaft und die Ansammlung von Kashbas zu erhalten. Das schaffte ich, aber ich pfiff auf dem letzten Loch. Schön war es trotzdem und nach einem stärkenden Mittagessen (für mich Suppe und Brot, marokkanische Suppe ist wirklich nicht sooo toll, ich hatte sie nun verschiedene Male!) ging es weiter in Richtung Tagesziel Dades-Tal. Zum Mittagessen in einem Restaurant mit Pool trafen wir auf ein paar italienische Männer, die offensichtlich beim Bad im Pool zu viel Sonne abbekommen haben. Die Karte war jetzt nicht so schwer zu verstehen, es gab Menüs die aus Vorsuppe oder Salat, Hauptgericht und Dessert bestanden. Die beiden wollten jedoch Couscous und Tajine, offensichtlich 2 Hauptgerichte, für sich ordern. Für jeden von sich. Über Minuten hinweg versuchte der Kellner ihnen, sie sich gegenseitig und am Ende überhaupt jeder jedem klar zu machen, was sie wollten. Wie die Geschichte ausging, kann ich nicht berichten, denn wir fuhren weiter über Ouarzazate Richtung Dades-Tal, das wir am Abend erreichten. Dort gab es ein sehr schönes Hotel, das allerdings wenig mit dem zu tun hatte, was wir bis dahin als Unterkunft gebucht hatten. Hier hielten ganze Reisegruppen und alles war groß, es gab ein Buffet zum Abendessen, das sehr international ausgerichtet war aber der Blick über das Dades-Tal war unschlagbar. Begrüßt wurden wir mit Berber-Musik. Unter dem Vordach zur Rezeption nahmen links 3 in weiße Djellabas gekleidete Männer mit Trommeln Platz und rechts 4 Frauen, die ich in ihren Trachten nie Marokko zugeordnet hätte. Sie sahen aus wie eine Mischung aus den Ureinwohnern Neuseelands, Mexikos und Zentralasiens. Das Abendprogramm bestand für Doreen im ersten Hammam-Besuch ihres Lebens. Sagen wir es so: es wird ganz sicher nicht der letzte Besuch bleiben. Den Sonnenuntergang habe ich für Fotos knapp verpasst, ich musste eine Reihe von Postkarten schreiben. Das Abendessen ist nicht erwähnenswert, vielleicht doch auf Grund der Tatsache, dass am Nebentisch eine Reisegruppe saß, die, hätten wir das Idiom auch nicht verstanden, schon durch Intonalisation und Sprachstil gepaart mit Ansätzen von Besserwisserei als Deutsche auszumachen waren. Liebe Landsleute, wir müssen doch nicht überall unserem Ruf gerecht werden.

Deshalb habe ich es auch als großes Kompliment aufgefasst, als Said, unser Guide, uns am 2. Tag sagte, er könne gar nicht glauben, dass wir Deutsche seien. Wir würden so viel erzählen, Deutsche säßen meistens still im Auto. Nach 2 Stunden Fahrt auf normalen Straßen mit Stopp in der Todra-Schlucht, die wirklich spektakulär ist, ging es schließlich offroad viele viele Stunden Richtung Ramlia. Mittagessen gab es unter einem Akazienbaum mitten in der Wüste als Picknick. Das war eine wirklich nette Idee unseres Guides. Man kann sich diese unglaubliche Stille gar nicht vorstellen und wie gut ein Sandwich belegt mit Thunfisch, Tomaten, wahlweise Zwiebeln, Oliven, Paprika und co. schmecken kann, gewürzt mit Salz und Kreuzkümmel, dem marokkanischen Pfefferersatz. Ein weiterer Stopp ließ uns in einem Dorf halten, in dem Saids Schwester verheiratet wohnt. Dorf bedeutet Ansammlung von Häusern mitten in der Wüste, Said und die beiden Europäer im Schlepptau marschierten in eines rein um feststellen zu müssen, dass Saids Schwester umgezogen ist. Die jetzigen Bewohner haben aber offensichtlich auch nichts gegen Besuch gehabt, wir wurden freundlich begrüßt, gingen dann aber doch 2 Häuser weiter um das richtige Haus zu finden und dort gab es natürlich den berühmten Tee, Mandeln und Nüsse und auch noch Gebäck. Die beiden Geschwister tauschten Neuigkeiten aus, der laufende Fernseher nahm auch ein wenig die Scheu von uns beiden und so war der Aufenthalt eine nette Erfahrung um zu sehen, wie Berber heute noch leben: sehr einfach. Saids Schwester war schwanger und wird in wenigen Wochen ihr drittes Kind mitten in der Wüste bekommen. Das stimmte mich schon nachdenklich, dass es offensichtlich auch so geht, ich werde bei der nächsten Inspektion der Amnionentnahmeräume diese Erfahrung im Hinterkopf behalten. Von reinen Räumen, gar einem Arzt sind diese Leute Lichtjahre entfernt! Saids kleiner Neffe durfte dann ein Stück mit uns mitfahren bis zur Werkstatt seines Vaters, wo wir sahen, wie die Berber die reichen Fossilienschätze der Wüste bearbeiten. Das war sehr interessant, Biene, ich habe war für dich mitgenommen!!!

Der Tag war dann schon ganz schön lang und sollte sich auch noch ziehen. Ramlia in Sicht brauchten wir 5 Anläufe oder fast eine Stunde, um die gefühlt 3 Kilometer zu bewältigen. Schuld war der Regen der vergangenen Woche, es war einfach zu viel Wasser in der Wüste. So kamen uns badende Kinder im Wasser (es hatten sich wirklich richtige Seen gebildet) gerade recht. Einer der tropfnassen Jungen hängte sich außen an unseren Jeep und zeigte uns schließlich, wie wir, bevor wir algerischen Boden erreichten, das Wadi queren konnten. 10 Minuten Suchfahrt ließ uns fast bei Sonnenuntergang in Ramlia einfahren, das Bild war fast zu kitschig schön. Ramlia selbst ist ein typisches Berberdorf und ich fand es ziemlich gut, dass ich schon einige Reisen in arme Länder gemacht habe. Es war sehr interessant, aber ich habe wieder am Abend dafür gedankt, dass ich in Mitteleuropa geboren wurde.

Roughtours hat in Ramlia ein Gasthaus mit angegliederter Schule, wo Kinder gefördert werden. Obwohl in Marokko Schulpflicht besteht, schicken nicht alle Nomaden ihre Kinder zur Schule, sodass Zusatzangebote wie diese kostenlose Privatschule den Kindern zumindest zusätzliche Bildungsangebote machen sollen. Als wir ankamen, war die Schule schon aus, wir trafen auf eine Australierin, die regelmäßig in Ramlia als Lehrerin aushilft und den Kindern Englisch beibringt. Allein ihre Anreise an diesen Ort in der Mitte im Nirgendwo wäre berichtenswert. Nach Tee und Besichtigung der Schule und Gärten, die wirklich einen Eindruck von Wüstenoase vermittelten, wir bekamen u.a. das Bewässerungssystem erklärt, ging es schließlich in die Herberge für die Nacht. Sie wurde als budget, but clean accomodation angekündigt und das war sie auch, aber sie hatte so viel Flair. Hamid, ein Cousin von Said, unserem Fahrer, erwartete uns schon, es gab Tee, ein von der Tageshitze aufgeheiztes Zimmer, das es zu lüften galt, und den Luxus einer western-stil Toilette samt einer Dusche mit kaltem Wasser, aber wen stört das, einen Steinwurf von der algerischen Grenze entfernt. Es war etwa so, als säße man am einen Ufer der Elbe und am anderen ist Algerien. Die Grenze zwischen beiden Ländern ist ja umstritten, hier trennt das wirkliche Algerien und Marokko ein 40 km breiter Streifen Niemandsland, der laut den Reiseführern vermint sein soll. Das allerdings konnten uns unsere Gastgeber nicht bestätigen. Auf jeden Fall ist es den marokkanischen Nomaden nicht erlaubt, dieses Land zu beweiden, so gehört es quasi niemandem. Werden Marokkaner in diesem Land vom Militär erwischt, schickt es sie umgehend zurück nach Marokko.

Zum Abend gab es nach unserem ersten Salat marokkanische Art (ging alles gut, hier wurde wirklich super gekocht!) das beste Tajine unserer kompletten Reise. Es war perfekt. Mit Ziege oder Lamm, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Paprika. Saftig und exzellent gewürzt, fehlte bis dato meist Salz, war es hier super abgeschmeckt, es schmeckte nichts vor und wie gesagt: saftig war das Ganze, unglaublich!!! „Tisch, Tisch“, forderte uns Hamid auf: „Esst, esst!“ Wir waren die einzigen Gäste und aßen zusammen mit Said. Doch die für ihre Gastfreundlichkeit bekannten Berber hatten für 6 gekocht, sodass Said und wir beide unmöglich die Hälfte schaffen konnten. Danach gab es Tee unterm Sternenhimmel bei völliger Dunkelheit und Trommeln und ich hab auch gesungen, allerdings fehlte Elena in dem Duett ;-) ...

 

Am nächsten Morgen standen wir nicht zu zeitig auf und nach einem wieder viel zu reichhaltigem Frühstück ging es offroad weiter in Richtung Merzouga. Endlich sahen wir Dromedare, Ziegenherden weideten in der Wüste. Die Landschaft war ungemein abwechslungsreich, neben Sand gab es alle Formen von Steinwüste und viel mehr grün als ich erwartet hätte. Hindernisse in Form von Wasser standen nicht mehr im Weg und so erreichten wir nach einigen Stunden wieder feste Straße und nach weiteren 25 km Merzouga. Das Dorf liegt direkt an den höchsten Sanddünen der Sahara, sie sind etwa 150 Meter hoch und bewegen sich kaum, da sie auf Grund ihrer Größe Wasser im Inneren speichern. Vorher haben wir bei den Gnaoua gehalten, einer schwarzen Volksgruppe, die jetzt in Marokko lebt und als Sklaven aus dem Niger und Mail hierher verschleppt wurden. Jetzt sind sie freie Menschen und vor allem wegen ihrer Musik bekannt, für uns gab es gleich mal 4 Probestücke. Und schließlich haben wir noch Berber-Pizza probiert, Medfouna, die eher Calzone als Pizza ähnelt. Gefüllt ist sie mit allerlei Gemüse, Fleisch, Ei und recht pikant gewürzt ist sie auch.

Nach einem Zwischenstopp in einem Guesthouse ging es dann auf dem Rücken der Dromedare durch die Sanddünen. Ahmed, der Führer, vornweg, dann Doreen auf ihrem Dromedar an dessen Rücken mein Dromedar festgetäut wurde. Am interessantesten sind „Start“ und „Landung“ mit diesen Tieren, bergab ist es auch ganz interessant, aber viel einfacher zu ertragen, wenn man sich entspannt nach hinten lehnt und den Schwerpunkt entsprechend nicht auf die Arme verlagert. Nach dem Losritt bei Sonnenschein kamen hinter uns bald große Sandwolken auf und die kamen dann auch ziemlich schnell auf uns zu. Auf halbem Wege zum Zeltcamp, in dem wir übernachten sollten, hatte uns der Sandsturm dann eingeholt und ich hätte doch meinen Turban wickeln sollen, Doreen und Ahmed kamen, glaub ich, besser mit der Situation klar, ich zog meine Schirmmütze tief ins Gesicht und den Buff um meinen Hals hoch, aber am Ende lag doch mehr Haut frei als hätte sein müssen. Vom Sonnenuntergang auf der Dünenspitze war wenig festzuhalten, es hatte so viel Wind und Sand, dass weder Doreen noch ich die Kameras auspacken wollten. Und als wir nach 2 h mit den Tieren endlich im Camp ankamen kann ich nur sagen: Sand ist wirklich überall. Das Camp war nett, wir waren wieder die einzigen Gäste, diesmal gab es kein festes Gasthaus sondern Zelte. Jedes Hotel hat in dem 25 x 3 km großen Gebiet Camps unterschiedlicher Ausstattung, wir haben uns für eins mit richtigen Toiletten entschieden. Eine Nacht bei Sandsturm in der Wüste ist mal erlebenswert, aber einer Wiederholung bedurfte es nicht und so fuhren wir am nächsten Morgen auch mit dem Allradauto zurück ins Dorf.

Nach einem Zwischenstopp in Rissani, wo wir auch endlich das Geld für die Tour loswerden konnten, wir zahlten cash, ging es viele Stunden westwärts Richtung Ouarzazate. Erst durch die Wüste, dann durch den niedrigen Atlas / Antiatlas. Das ist eine landschaftlich sehr interessante Region, man sieht noch deutlich, dass dort vulkanische Aktivitäten die Landschaft geformt haben. Der Stopp in Ouarzazate diente vor allem dazu, dass die Fahrt zurück nach Marrakech nicht unendlich lang wurde, und das Riad, in dem wir übernachtet haben (von Marokkanern und Spaniern geführt) war sehr schön. Am letzten Tag haben wir schließlich noch die Filmstudios im Hollywood Marokkos angeschaut. Naja, es war nicht teuer, aber wirklich sehenswert war es auch nicht. Wer mitteleuropäische Präsentation gewohnt ist, wird dort er ernüchtert sein. Sehenswert ist das viele Pappmaschee und die wirklich große Kunst der Kameramänner, was so eine Linse aus kleinen Kulissen doch alles raus holt!?

Am Nachmittag kamen wir zurück in Marrakesch an und nach einem kurzen Abschied von unserem Guide bezogen wir abermals das traumhafte Riad mitten in der Medina. Der Nachmittag war vor allem der Erholung auf dem Rooftop des Riads gewidmet und Fati, die gute Seele das Hauses, folterte uns ziemlich, wir hatten nämlich bereits vor unserer Abreise in die Wüste für diesen Abend das Dinner im Riad vorbestellt. Und wenn es so schmecken sollte, wie es schon am Nachmittag roch, dann würde es wunderbar sein. Und es war toll. Es gab kleine in Yufka-Teig gewickelte Köstlichkeiten als Vorspeisen. Tajine und Couscous zum Hauptgericht und als Dessert Eis. Ja, Eis in Marokko. Mir hat es sehr gut geschmeckt, wobei ja jedes Dessert, an dem Alkohol ist, für mich taugt. 2 Sorbets an denen Wodka und eine weitere Spirituose, deren Namen ich schon nicht mehr weiß, ihr Leben ließen und ein Karamel-Orangen-Eis standen zu auswahl. Frei nach Oscar Wilde: „Zu viel des Guten kann wunderbar sein!“ aß ich alle. Und genauso verhielt es sich mit dem Frühstück am nächsten Morgen. Endlich konnte ich den Fruchtsalat genießen und die vielen tollen Teilchen von der lokalen Patisserie.

Den letzten Marokko-Tag vertrödelten wir in Marrakech. Ich kann die Cozy-Bar gleich beim Spice-Souk, nahe dem jüdischen Viertel sehr empfehlen. Die ist wirklich stylisch, es gibt abwechslungsreiche, durchaus internationale Küche, man bekommt auch Drinks und man hat einen tollen Blick auf die große Moschee und unzähliche Storchennester, die sich an der Stadtmauer befinden. Gewürze haben wir auch noch gekauft und Abends haben wir Marrakech, ein wenig kitschig, bei einem Abendessen in einem Restaurant mit Blick auf den Djeema al fna, den Platz der Gehängten, ausklingen lassen. Aus sicherer Entfernung fand ich die Schlange und Affen (teilweise mit Windeln) immer noch grotesk aber wenigstens wurden meine Urängste nicht bedient. Ich hatte ein wahnsinnig gutes Hähnchen mit Honig und Mandeln, Doreen probierte Tajina, DAS Gericht der Marrakechi. Sagen wir es so: wer Tafelspitz mag, wird damit wohl glücklich werden, eine Offenbarung für die europäischen Touristen war es jetzt nicht. Zum Essen gab es Bauchtanz. Leider kamen die sehr, sehr, sehr alten Frauen nicht, die auch tanzen und auf ihrem Kopf Kerzenleuchter balancieren. Gary meinte, das sei sehr scary, aber sehenswert. Na, es muss ja immer wieder einen Grund geben, wiederzukommen.

Nach einem kurzen Zwischenflug nach Barcelona, der überhaupt nicht erwähnenswert ist, ach ja: Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich noch in keinem Land derartig „gründlich“ an der Sicherheitskontrolle im Flughafen überprüft wurde, verbrachten wir die letzten 4 Urlaubstage in Katalonien. Ich war schon so oft an der Costa Garraf, jedoch hatte ich noch nie richtig Zeit für Barcelona, sodass ich meiner etwas angeschlagenen Mitreisenden danken möchte, dass ich so viel von der Stadt mit ihr zusammen anschauen konnte. Unser Hotel lag am Rand von Eixample, fast schon Ciudad vella und nebenan gab es eine so tolle Tapasbar. Ich habe mir den Namen des extrem guten Weißweins aus einem Anbaugebiet im nördlichen Katalonien aufschreiben lassen und werde diesen erstmal recherchieren. An Sehenswürdigkeiten gab es eine Auswahl: Barri Goti natürlich und Sagrada familia, leider war wegen des Wetters, wir hatten 2 sehr durchwachsene Tage!, die Türme geschlossen, was mich weniger wurmte als Doreen, denn ich war ja schon letztes Jahr auf den Türmen. Wir waren im Hospital de Sant Pau y Creu, im Parc Guell und im Hafen, haben Barceloneta gesehen, die Ramblas natürlich und den Montjuic samt der Plaza Espana. Hatte ich die tollen Tapas schon erwähnt? Seit einem Zufallstreffer in Burgos im letzten Jahr, wo ins Foie empfohlen wurde, lieben wir Tapas mit Foie. Ja, Gänsestopfleber ist politisch und tierfreundlich nicht ganz korrekt, aber ich kann nur sagen, das Zeug schmeckt super zu eigentlich allem. Ich kann die gerümpften Nasen einiger Kollegen und Freunde wirklich nicht verstehen, man sollte es probieren!!!

Letzte wichtige Mitteilung: der Flieger, diesmal von Barcelona nach Berlin war pünktlich UND das Gepäck war da. Das gabs noch nie, wir haben 5 Anläufe gebraucht ;-). Danke Lufthansa, damit war auch der Abschluss des Urlaubs sehr angenehm!!!