Ende Juni 2022 traf es auch mich: das Flugchaos. Über die maximale Verspätung von acht Stunden auf einem innerspanischen Flug lache ich heute. Von Berlin bis Pristina habe ich zwei Tage gebraucht, kam ohne Gepäck an und habe schlichtweg überhaupt keinen Service von Austrian Airlines nachts halb zwölf am Flughafen in Wien erlebt. Rückblickend war alles eine Erfahrung: dank umsichtiger Planung hatte ich genug Puffer, um pünktlich, wenn zunächst auch ohne Ausrüstung, in ein grandioses Balkan-Trekking zu starten. Ich weiß nun auch, dass zu spät zugestelltes Gepäck nicht über Landesgrenzen im Balkan transportiert wird, gegen Einwurf barer Münze war auch dieses Problem lösbar und ich erhielt meinen Koffer, der im Kosovo landete, in Montenegro.
Der Start soll die wunderbare Reise nicht überschatten. Ich war auch nicht am schlimmsten dran. Circa die Hälfte der Reisegruppe kam nicht mit dem geplanten Flieger mit und teils erst zwei Tage verspätet und die arme Tina erhielt ihren Koffer an Tag elf der Reise zugestellt, immerhin noch vor dem Rückflug.
Das Resümee der Reise: der Balkan ist toll. Man sollte in diese noch mehrheitlich unbekannte Gegend Europas unbedingt fahren. Freundliche Menschen, die teilweise erstaunlich viel Deutsch sprechen, eine super leckere und reichhaltige Küche und großartige Landschaften sind mir in Erinnerung geblieben. Vielleicht sollte man das Trekking eher im späten Frühling planen, es war wirklich gut warm und tausend Meter hoch und runter über mehr als zehn Tage sind auch durchaus sportlich.
Gruppenreisen können ein Wagnis sein, wenn eine Gruppe wandert, ist aber meist alles entspannt. 7 von 12 Reisenden trafen sich also, teilweise auch mit Gepäck, am Flughafen in Pristina. Robert und Erin - ich war noch nie auf einer Reise mit zwei Bergführern - warteten auf uns mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Robert spricht fließend Deutsch, gelernt hat es der noch nicht mal Dreißigjährige während seines Germanistikstudiums in Shkodra. Das hat mich beeindruckt. Erin war bis vor Kurzem beim albanischen Militär, hat eine Ausbildung beim KSK, war jahrelang bei den Gebirgsjägern in Mittenwald und wurde Opfer des Ukrainekrieges auf seine persönliche Art. Die albanische Truppe in Mariupol wurde mit Kriegsbeginn zurück beordert und da Albanien deutsche Errungenschaften wie Kündigungsschutz nicht im gleichen Maße kennt, saß er auf der Straße und wurde kurzerhand Reiseführer. Er steht ganz am Beginn seiner Karriere, ist meines Erachtens völlig unterfordert und meinte irgendwann im Aufstieg: "Matthias, ich kann nicht noch langsamer gehen." Das ist schreiend komisch wenn man selbst wie ein Maikäfer nach Luft ringt und einige Gruppenteilnehmer überlegen, ob sie diesen Berg überhaupt besteigen sollten.
Bevor wir uns für die erste Nacht in Mehrbettzimmern einrichteten, lernten wir uns bei einem späten Mittagessen kennen und diejenigen, die ohne Gepäck unterwegs waren, kaufen in Reka E Alleges am Einstieg der Tour durchs Dinarische Gebirge noch die allernotwendigsten Dinge. Das war bei mir einer knallrote kurze Adidas-Hose die wunderbar zum einzigen Funktionsshirt in einem etwas abgetönten Neongrün auf den ersten beiden Trekking-Etappen harmonieren sollte. Ich sah aus wie ein laufender Bonbon. Nach der Fahrt durch die größte Schlucht des Kosovo, Rugova, kamen wir am späten Nachmittag bei Ismael und seiner Frau Fethye an und teilten uns willkürlich auf zwei Vierbettzimmer auf. Noch vor Jahren wäre das eine Herausforderung für mich gewesen, jetzt schlafe ich überall, Hauptsache ich habe eine eigene Matratze. Die Zimmeraufteilung war dermaßen glücklich, dass wir vier uns zufällig gefundenen Menschen noch mehrmals in dieser Kombination nächtigten. Kein Schnarcher, Tina und ich Fensteraufreißer, alle sehr diszipliniert in der Stube und Ordnung haltend. Es gab jeden Abend die Möglichkeit zu duschen, meist sogar temperiert und immer waren die sanitären Einrichtungen so, dass man sie auch nutzen konnte. Einige weniger erfahrene Mitreisende hatten aber insbesondere auf den albanischen Almen am Ende der Reise schon ihre inneren Kämpfe. Nach Indien muss aber schon mehr daher kommen als Duschkopf über Hocktoilette, dass ich mich drüber aufrege.
Das Essen war durchgehend super, extrem reichhaltig und ich kenne nun Börek. Man kann es schichten, rollen, falten, mit Spinat, Käse, Kartoffeln, einem Mix aus allem und auch mit fettreichen Milchprodukten füllen. Börek gab es quasi immer, dazu Salat. Sabine hat in Patagonien mal gesagt: "Gott, lass Ballaststoffe herkommen." Das blieb mir in guter Erinnerung, Hüttenessen war jahrelang das beste Mittel gegen Durchfall, weil so gar keine Ballaststoffe enthalten waren. Das hat sich in den Alpen geändert und auf dem Balkan gab es wirklich viel, gutes und super schmackhaftes Gemüse. Wo wir bei der dritten Zutat wären, die es eigentlich immer gab: Pfannen- oder Ofengemüse. Und dann wurde mal Fleisch und zu meiner Freude auch zweimal Fisch gereicht in Form super saftiger, fleischiger und oberschmackhafter Forellen.
Die ersten Gespräche drehten sich ums Kennenlernen, das durchlebte Flugchaos und die ersten vier Tage auch um das Erlernen das wichtigsten albanischen Wortes: Danke heißt Faleminderit. Vielleicht sind Markennamen wie Abilify, Topisolon oder Erelzi schon dafür gemacht, dass man als Pharmazeut Silben irgendwie besser aneinander fügen kann, vielleicht waren auch Hiltruds Seminare einprägsam, vielleicht ist man, nachdem man Thiruvananthapuram bereist hat, sowieso auf alles vorbereitet. Ich habe nicht verstanden, wie man für dieses Wort so lange brauchen kann. Falimint, die tollen Halspastillen aus der DDR plus Erin, der Wanderführer, nur mit t am Ende. Nach ein paar Raki, die in den bereisten Ländern selbstgebrannte Obstler und keine Anisschnäpse sind, schliefen wir tief und fest und waren bereit für die erste Wanderung.
Jede Wanderung nehme ich jetzt nicht auseinander. Zusammenfassend das: die täglichen Laufzeiten betrugen ca. sechs bis acht Stunden, da sind die Pausen mit eingerechnet, diese waren nicht allzu üppig ausfallend. Gerade für den Teil der Gruppe, der sich hinten die Hänge raufarbeitete, blieb häufig eher eine französische Rast (alle warten, bis der Letzte wieder aufgeschlossen hat und dann geht es weiter, reduziert für den armen Letzten die Pause quasi auf null). Das Leistungsspektrum war enorm. Normalerweise wandere ich spielend leicht im ersten Drittel einer Wandergruppe, dieses Mal war ich in der Mitte. Die täglich zu meisternden Auf- und Abstiege betrugen ca. 1000 Höhenmeter, mal ein paar hundert Meter in die eine oder andere Richtung. Hütten gibt es kaum, an wenigen Tagen bestand die Möglichkeit einer Einkehr, zumeist aber erst am Schluss der Wanderung. Verpflegt wurden wir reichlich. Den am Vorabend nicht zu schaffenden Börek nahmen wir sehr gern mit auf die Wanderung, selbst gebackenes Brot, Käse (fetaartig), Wurst und Tomaten und Gurken füllten die schon in der Reisebeschreibung angekündigten mitzubringenden Brotdosen. Zu Trinken gab es Wasser. Dieses konnte man an Quellen auch immer wieder nachfüllen, bis an zwei Wandertagen, da gab es keine Quellen. Hierfür sei allen Nachahmern gesagt: für diese Tage braucht ihr Gefäße, die drei Liter fassen. Ich bin ein Wenigtrinker aber bei der Hitze habe selbst ich gute zwei Liter weggetrunken. Von drei möglichen Gipfeln habe ich zwei mitgemacht. Gipfel Nummer 2 - den Arapi - sieht aus wie das Matterhorn in klein - haben nur vier Mitreisende und Robert, der superfitte Guide bestiegen. Es war eher ein Trailrunning denn eine Wanderung, da war ich raus. Ich habe schließlich Urlaub gehabt. Was mir in bleibender Erinnerung blieb sind die Blumen. Gerade im Kosovo und in Montenegro sind durch die nicht bewirtschafteten Wiesen Wildblumen zu sehen, die man in Dichte und Mannigfaltigkeit in den Alpen sucht. Das Wetter - beständiger Sonnenschein - gefolgt auf ein feuchtes Frühjahr tat sein übriges. Apropos Sonnenschein: wenn ich einen Tipp geben kann, dann den, die Tour möglichst Ende Mai / Anfang Juni zu planen. Es war so was von heiß, im August möchte ich das nicht laufen müssen. Rückblickend war auch ein Glückgriff, die Tour geführt gemacht zu haben. Peaks of the Balkan ist ein Mehrtagestrek, allerdings nicht ausschließlich mit aneinandergereihten Highlights, es gilt auch Strecke zu machen. Diese Tage, an denen vor allem der Weg das Ziel ist, ließ der Touranbieter aus. Ein ausgeklügeltes Logistiksystem aus Gepäcktransport und An- sowie Abfahrten der Wanderer machte das Wandern zum Vergnügen und trotzdem hatte ich noch das Gefühl zu trekken, mich also aus eigener Kraft von Ort zu Ort zu bewegen.
Die Unterkünfte wechselten und mal waren wir in Mehrbettzimmern untergebracht, mal war eine Unterkunft wie gebucht - Einzel- oder Doppelzimmer - möglich. Parallel zu uns wanderte eine Gruppe aus Israel. Die hätte Erin betreuen sollen. Wir haben noch nie Menschen erlebt, die im Tempo einer Schildkröte wanderten. Die gingen immer Stunden vor uns los und wenn man sie am Hang einholte, fragte man sich, ob die sich überhaupt bewegen. Aber alle sind ans Ziel gekommen, der Zweck heiligt die Mittel. Der Einwohner wandert nicht, wir trafen allenfalls mal Schäfer mit ihrer Herde und Hunden. Wenn die Kangals, die die Schafe vor Bären und Wölfen schützen, ohne Schäfer entgegen kommen, bleibt man tunlichst stehen. Besonders einsam ist es im Kosovo und Montenegro, zwischen Theth und Valbona in Albanien ist aber ein Highway entstanden, der vielleicht mit dem Everest-Trek nach Namche Bazaar vergleichbar ist. Da muss man durch. Nach Valbona wurde es wieder einsam und dann trafen auch die "Vorwarnungen" des Reiseleiters zu, die Unterkünfte wurde einfach. Sehr einfach. Ich fand es stimmig. Nach zehn Tagen Trekking kamen wir wieder im Kosovo an und besichtigten noch das wunderschöne serbisch-orthodoxe Kloster Visoko Decani. Es ist Unesco-Weltkulturerbe und wurde, von KFOR-Truppen geschützt. Die Anreise war beklemmend, interessant. Die jüngste Vergangenheit des Kosovo, wo sich sowohl Albaner als auch Serben insbesondere beim Brandschatzen ihrer Kulturgüter wechselseitig nichts schenkten, macht diesen Schutz auch heute noch nötig. KFOR schützt serbische Kulturgüter, die muslimischen schützt die UCK. Die Serben sind heute in der deutlichen Minderheit im Kosovo, dennoch gehört der Landstrich, so wollten es die Vorfahren bei der Grenzziehung zu Beginn des 20. Jahrhunderts so, zu Serbien. Beschriftungen sind zweisprachig, die Distanz zwischen den Ethnien merkt man als Besucher punktuell. Den Abschluss des Urlaubsteils, der in Gruppe stattfand, verbrachten wir in Prizren. Der türkische Einfluss auf dieses religiöse Zentrum des Kosovo ist deutlich zu spüren. Ich wäre gern länger geblieben aber mit knappen Zeitbudget machte ich mich nach zwölf Tagen Wandern in Gruppe allein auf nach Apulien.
Apulien kannte ich noch nicht und bei Flugbuchung hätte ich von überall in Südeuropa zurück fliegen können: Skopje, Dubrovnik, Thessaloniki, Süditalien. Es schien mir spannend, diesen ärmsten Teil Italien zu bereisen. Ich habe es nicht bereut. Los ging des Abenteuer mit einem Taxi zum Busbahnhof, der sich etwas außerhalb der Altstadt Prizrens befindet. Dabei lernte ich, dass es zwei Busbahnhöfe gäbe und ich einen Zubringerbus von der Neustadt bis zum zweiten Busbahnhof in Autobahnnähe nehmen müsse. Kein Problem, mache ich. Am Busbahnhof angekommen, wurde mir das abermals, nun nicht in Englisch sondern in Deutsch erklärt, und der Kosovare war sichtlich erstaunt, dass ich das wusste und es mir nichts ausmachte. Bazaar artige Zustände ließen mich dennoch den Zubringer finden, in den außer mir noch einige andere Mitreisende stiegen, die sich über das Zubringersystem wunderten. Eine indonesische Familie mit deutlich adipösem Familienoberhaupt zählte auch dazu. Der äußerst in sich ruhende alte Busfahrer verstaute tetrisartig die teils riesigen Gepäckstücke, auf Grund seines Alters hätte ich ihm dabei gern geholfen. Dies war aber nicht möglich, da erst die Passagiere Platz nahmen um dann das Gepäck in den Fluchtwegen des unterdimensionierten Gefährts sicher zu verstauen. Es war ein Erlebnis. Am Umsteigebusbahnhof in einen Bus europäischer Norm galt es darauf zu achten, dass das Gepäck richtig verladen wurde. Ich überzeugte mich, stieg in den neuen Bus, der bereits gut gefüllt war mit anderen Reisenden und fand einen freien Platz neben ... Robert, Er hatte die Gruppe am Flughafen in Pristina abgeliefert und war nun auf dem Heimweg nach Albanien. Das traf sich gut, denn so war ich viel entspannter auf der nun anstehenden Fahrt. Diese wurde mehrmals unterbrochen durch das Absaufen des Busses, Robert meinte, manchmal muss man eben auch anschieben. Die Klimaanlage lief nicht durchgehend und so waren es irgendwann im Bus die 34°C, die es außerhalb waren. Dies wiederum tat dem dicken Indonesier nicht gut, der wurde mit einem Krankenwagen von der Autobahn abgeholt und wohl in ein Krankenhaus gebracht, seine drei Mitreisenden begleiteten ihn. Und auch der Umstieg nach Durres, die zweitgrößte albanische Stadt am Mittelmeer mit Hafen und Ausgangspunkt der Fähren nach Bari, war mit Roberts Hilfe eindeutig. Der große Bus fuhr nach Tirana, nach Durres fuhr wieder ein kleiner Bus dessen technischer Zustand noch unter dem des großen Busses lag. Egal, irgendwann kam ich an. Allerdings nicht am Fähranleger, wo ich hinwollte, nein, als alle Anstalten machten, den Bus an zuvor verhandelten Stellen zu verlassen und nur ich beharrlich sitzen blieb, nutzte der Fahrer die letzten albanisch sprechenden jungen Menschen, denen er auch zutraute, Englisch zu können, mir klarzumachen, dass ich aussteigen müsse. Mitten im Nirgendwo, zur Fähre sollte ich den Stadtbus nehmen, gleich gegenüber sei eine Haltestelle. Ich folgte den Anweisungen, verschaffte so dem Busfahrer einen vorzeitigen Feierabend und dachte nicht im Traum daran, mich ins Nahverkehrssystem vom Durres einzudenken. Das nächste Taxi war meins. Taxifahrten in fremden Ländern, wie kann er nur? Es ging gut und war wieder eine verrückte Reiseerfahrung: der Fahrer, der kein Wort Englisch sprach, meinte, ob ich wohl Spanisch spreche? Er hätte mal mehrere Jahre in Madrid gearbeitet. Der hat Mut. Es ist ja nicht Standard, dass man einen Mitteleuropäer auf Spanisch ansprechen kann. Wir verstanden uns allerdings so gut, dass er sich auf dem Weg über die Preise von Nutten in Madrilenischen Bars mit mir austauschen wollte. Die Spanier haben für solche Menschen einen wunderbaren Ausdruck: viejo verde - alter geiler Sack. An Erfahrungen reicher kam ich zu einem Spottpreis (er wollte 5 € für eine 10-minütige Fahrt) am Fähranleger an, zwei Polizeihalte inklusive. Einmal war er unerlaubt in einen Hafenbereich gefahren, das andere Mal war er etwas schnell. Bis zur Abfahrt des Schiffes hatte ich noch fünf Stunden uns so schaute ich mir Durres an. Mein Gepäck ließ ich in den reichlich vorhandenen Schließfächern am Fähranleger, obwohl online nicht recherchierbar, gibt es diese und sie sind gut und sicher.
Ob Durres einen Besuch wert ist? Ich bin mir da nicht sicher. Die Stadt selbst hat mich an Havanna erinnert. Es gibt Ecken, die einer Aufhübschung sehr dringend bedürfen. Dann hat sie keine wirklich einheitliche Architektur zuweilen aber doch Schätze zu bieten. Es gibt ein sehenswertes Zentrum teils auch mit netten Geschäften. Streetart ist vorhanden, der Strand zum Mittelmeer hin hat Verbesserungspotenzial. Aber um ein paar Stunden zu vertrödeln, war sie einen Besuch auf jeden Fall wert.
Halb acht konnte man die Fähre boarden, ein einfaches Unterfangen, da die allermeisten Passagiere mit Autos auf die Fähre fahren und somit überhaupt keine Schlangen beim Walkboarding entstanden. Die Kabine hat einen Spottpreis gekostet und bot zwei Betten und ein privates Bad, das Bullauge war nicht zu öffnen, die Klimaanlage funktionierte mäßig. Wer schonmal Fähre fuhr, der weiß, dass man kein Kreuzfahrtschiff erwartet kann, alles in allem fand ich die Überfahrt mit Hinblick auf Preis, Abenteuer und Erholungswert vollkommen ok. Am nächsten Morgen in Bari waren die Passagiere ohne eigenes Gefährt die letzten, die die Fähre verlassen durften und als Europäer ging die Einreise in Bari flott. Damit konnte der letzte Abschnitt der Reise beginnen. Zu Bari hatte ich mehrheitlich kritische Meinungen gehört, die ich nicht teile. Die Altstadt - Bari vecchia - hat mir super gut gefallen. Obwohl ich nur zwei Tage dort war und davon einer absolut verregnet war, war es toll. Da die Italiener den Regen herbeisehnten - es hatte seit April nicht geregnet - und auch bei knöchelhochstehendem Wasser auf den Straßen unbeirrt mit ihren Stoffschuhen flanierten, machte auch mir die unzureichende Entwässerung nichts aus, ich holte einfach die regendichten Wanderstiefel, die ich nach der Balkantour dachte einmotten zu können, wieder raus. Der Reiseführer beschreibt Bari als dem Orient zugewandte Stadt und ganz falsch ist das nicht, in der Altstadt fühlt man sich zum einen natürlich wie in Italien, zum anderen hat die Enge und Verwinkeltheit viel von einer Medina in Marokko. Kirchen, Kirchen, Kirchen, das stand an. Südlich von Neapel hört das barocke Italien irgendwie auf, hier trifft man auf Kathedralen aus der Romanik. Das hat mich beeindruckt und die ganze Gegend ist so geschichtsträchtig. Templer, die Kreuzzüge, all das kann man hier prima aufarbeiten. Ein Abstecher nach Trani mit der angeblich schönsten Kathedrale Apuliens direkt am Meer musste auch sein. Die Eigenschaften kann ich bestätigen. Und nach Bari hab ich das Florenz des Südens besucht, Lecce. Das kann man alles ausgezeichnet mit der Bahn bereisen. Die ist preiswert, pünktlich, sicher und modern und ganz im Gegensatz zu Deutschland wird alles mindestens zweisprachig bei jedem Stopp angesagt, bevor der Zug losfährt gibt es eine Einführung vom Band, die auch auf deutsch erfolgt. Lecce mit seiner speziellen Form des Barocks war ebenfalls sehenswert, die Stadt ist mir warm und windig in Erinnerung und punktet auch auf Grund eines Trüffelfundes, was die Unterkunft angeht. Kulinarisch konnte der Süden Italiens mit Focaccia (in Bari), Gelato (überall), Panini (das Beste in Lecce) und natürlich Pasta, meist in Form von Öhrchennudeln Oriciette aufwarten. Die letzten drei faulen Tage dann am Strand am Ionischen Meer beschlossen einen erlebnisreichen, eindrücklichen, wunderschönen und erholsamen Urlaub, der dank zeitiger Planung ein super Preis-Leistungs-Verhältnis hatte.