Entschleunigung setzt ein, wir sind in Griechenland. Alle Klischees, die man sich nur vorstellen kann, treffen auf diese Insel zu. Weiße würfelförmige Häuser, das Leben geht langsamer weiter, das intensivste Blau des Meeres, das man sich nur vorstellen kann und ein Himmel ohne Wolken – Sonne satt. In den Tavernen gibt es Wein und viel Gegrilltes und Fisch, Tsatsiki und griechische Süßspeisen. Erwähnenswert ist an dieser Stelle der örtliche Konditor. Ich hatte ein Profiterole, dass auch in Frankreich seines gleichen erst mal suchen muss, Doreen hat sich für eine Biskuit-Creme mit Kirschen entschieden.
Als wir hier ankamen, wurden wir sofort begrüßt: „only two?“ Die Vermieterin konnte sich offensichtlich nicht vorstellen, dass 2 Backpacker 2 Appartements mieten und sah wohl schon die Miete für eines der Appartements dahin schwinden. Doch nach anfänglicher Diskussion und meinem Einwurf, dass wir jeder ein Appartement gebucht hätten, wurde sie sichtlich entspannter. Wir hätten beide natürlich in einem unterkommen können, Doreen kann in ihrer Bleibe noch 6 weiteren Menschen eine Unterkunft gewähren.
Die Insel ist gar nicht so ruhig, wie ich angenommen hätte. Gestern Abend war reges Flanieren am Hafen, wir hatten in einer Taverne verschiedene Gerichte probiert. Eine Art Kracker, vom Geschmack mit südtiroler Schüttelbrot vergleichbar, etwas weniger Kümmel, dafür fünfmal so dick war mit Tomaten und hiesigem Käse (aus Schaf und/oder Ziege) sowie Kapern belegt. Das schmeckte sehr fein. Das Püree von Erbsen haben wir probiert, müssen es aber nicht nochmal haben. Die Soutsukakia waren gut, jedoch ganz anders gewürzt als in Athen, wo ich dachte, ich wäre im Orient. Doreens Bifteki war ohne Feta, dafür das Tsatsiki mit Möhre. Alles in allem ein top Preis-Leistungs-Verhältnis.
Und auch am zweiten Abend haben wir die Inselküche probiert, wieder gabs Fleisch. Dazu als Starter einen Salat Milos, scharfem Frischkäse und Tsatsiki ohne Möhre, wie sich das gehört.
Den Tag in Milos haben wir mit einer Wanderung an der Nordküste verbracht. Statt dem Bus nahmen wir ein Taxi nach Fylakopi, einer Ausgrabungsstätte, die recht fad ist. Von dort ging es über Stock und Stein. Traditionell legte ich mich einmal hin, ohne mir große Blessuren zu zuziehen, die Nordküste ist sehenswert, aber zu hoch sollten die Erwartungen nicht sein. Alles war sehr malerisch und vor allem weit weg von jeglichem Massentourismus. Nur eine Handvoll Menschen ist uns begegnet. Nach 3 Stunden unter sengender griechischer Sonne beschlossen wir den Heimweg anzutreten, zurück ging es per pedes. Der Wanderführer (aus dem Jahre 1999!) sagt, dass man Wege durch die gequälte Landschaft findet, wir waren so was von froh, als Doreen einen älteren Griechen im Landrover angehalten bekam und der uns die letzten Kilometer zurück mit nach Adamas nahm. Als wir in den Wagen einstiegen, prallten Welten aufeinander. Die völlig fertigen deutschen Touristen schnallten sich unter 1000 Dank an, und der griechische Rentner tat es uns doch tatsächlich nach, der muss ein schlechtes Gewissen gehabt haben. Völkerverständigung in der Verkehrserziehung klappt also am besten durch gutes Vorleben.