21 kg

 

19 Tage Spanien liegen vor mir und ich musste bereits gestern Abend beim Kofferpacken feststellen, dass ein Kultururlaub in Kastilien gefolgt von Wandertagen in Kantabrien und Asturien und 5 Tagen Strand in Barcelona eine ganze Menge Gepäck bedeutet.

Für jeden Anlass muss man(n) bereit sein. Und die verschiedensten Klimata, auf die wir treffen werden, machen es auch nicht einfacher, das Richtige in den Koffer einzupacken. Trotzdem hat irgendwann bei 22 kg mein Verstand eingesetzt und ich habe eine Hose, 2 Shirts und eine Strickjacke wieder ausgepackt. Beruhigend ist, dass zumindest 2 Hotels loundry-services anbieten.

 

Ich mag ja Anreisen. Das schreibe ich jedes Mal, aber ich bin immer wieder furchtbar über Situationen amüsiert. Im proppevollen IC von Schwerin saß ich so, dass ich die Gespräche der Zugbegleiter mithören konnte. Wagen 11 fehlte heute ganz und die Toilette in Wagen 9 hat die resolute Bahnmitarbeitern zugeschlossen, „die ist besch...“, meinte sie nordisch-direkt.

In der S-Bahn in Hamburg telefonierte ein Jüngelchen seine ganze Kontaktliste durch, um furchtbar wichtig mitzuteilen, dass er auf dem Weg zum Airport ist und „brav mit den Öffis fährt“. Dies geschah derart lautstark, dass der ganze Wagen etwas davon hatte und ich die neben ihm sitzende Ukrainerin nicht mehr verstand, die mit Sveta, ihrer Freundin gerade Pläne für Sonntag schmiedete und wohl meinte, hier verstehe niemand russisch. Offensichtlich fuhr der Mann das erste Mal mit dem Nahverkehr gen Airport, denn in Ohlsdorf musste er mich fragen, ob er im richtigen Wagenteil sei, die englische Durchsage hätte ihn irritiert. „This part of the train goes to Hamburg airport. Passengers in the direction auf Poppenbüttel, please move back into the last 3 wagons.“ Was daran nicht zu verstehen ist, ist mir zwar nicht klar, aber ich bestätigte ihn gern, dass er hier richtig ist.

 

Sodenn, es geht nach Spanien. Mein Flug nach Madrid wird, so wir pünktlich starten in 80 Minuten abheben. Leider lassen wir Spaniens Hauptstadt „rechts liegen“ und wenden uns gleich Toldedo zu. Da ich die kastilischen Städte noch nicht kenne, war es nur vernünftig, Madrid diesmal aus Zeitgründen auszulassen. Nächstes Jahr entweder als Stopover oder mal wieder für ein Wochenende!!! Nach 2 Tagen Toledo geht es über Avila weiter nach Segovia, bevor wir ins grüne Spanien gen Norden fahren. In Burgos werden wir einen Stopp einlegen und dann in den Picos de Europa wandern.

 

Anzumerken wäre wohl noch, dass vueling sein Flugangebot ex Hamburg stark verbessert hat. Neben Barcelona werden nun auch Florenz und Malaga angeflogen. Das eröffnet neue Spanienmöglichkeiten.

 

 

Herausforderungen

 

… bestanden in 2 Tagen Toledo darin, erst mal anzukommen. Wir bekamen in Madrid einen Renault Megane neuester Technik. Nachdem wir erfolgreich vom Gelände der Mietwagenfirma herunter kamen, wie man die neuen Handbremsen löst, war uns nicht klar, ich trat irgendwann mal beherzt aufs Gas und es ging los, piepte es ganz wild im Auto. Zügig fuhr ich nach rechts, Doreen sprang aus dem Auto und verschloss den Kofferraum nochmals. Eingestiegen, fiepte es auf einmal, Doreen war nicht angeschnallt. Die Fahrt bis Toledo war unspektakulär, um Madrid war es ein wenig voll auf der Autobahn. Toledo selbst war eine Herausforderung. Je weiter wir in die innere Stadt fuhren, desto mehr mussten wir feststellen, dass mittelalterliche Straßen nicht für neuzeitliche Autos gemacht sind und ich rate hiermit jedem, einen zwar ausreichend großen Wagen für das Gepäck zu wählen, sodass man auch an Reisetagen alles vor fremden Augen geschützt im Kofferraum verstauen kann, jedoch keineswegs zu groß zu buchen, denn das Auto muss auch in spanische Parklücken passen. Wer denkt, in deutschen Innenstädten seien die Parkplätze eng bemessen, den empfehle ich das Parkhaus im Sercotel Juan de los Reyes in Toledo. Nachdem ich den Wagen ohne Schrammen auf den uns zugewiesenen Parkplatz Nr. 4 einparkte, wir mussten vorm einparken ausladen, bezogen wir unser sehr schönes Nichtraucherzimmer, das sich im 1.Stock des Hotels befand. Ein Raucherzimmer im 2. Stock stand noch zur Auswahl – nicht für uns.

Nach einer Stunde verspäteter Siesta auf dem Bett gab es Abendessen im „La Orza“. Das Restaurant hat uns so gut gefallen, dass wir beide Abende dort aßen. Am ersten Abend gab es grünen Spargel mit Lachs und danach Rebhuhn auf einer Art Risotto, gefolgt von Trüffeln aus Schokolade und Marzipan für mich und einen Marzipanpudding, der eher eine Suppe war, für Doreen. Als Wein gab es einen weiß gekelterten Tempranillo, der war ausgezeichnet.

 

Kathedrale Nr. 1

 

Die Kathedrale von Toledo muss man gesehen haben. Sie zu beschreiben, sprengt diesen Rahmen, ich habe einen Kunstreiseführer, den ich Interessierten gern ausleihe. Bewaffnet mit einem Audioguide machten wir uns dran, in 90 Minuten das Gotteshaus besser kennen zu lernen. Für Doreen war die Schatzkammer eines der Highlights, besonders die vergoldete Monstranz – ein wahres Monster – hatte es ihr angetan. Ich selbst fand den Chor ausgesprochen schön, auch wenn ich kein Freund dieser das Kirchenschiff verbauenden Erfindung der Spanier bin. Den Altar „El Transparente“ - ein Meisterwerk der Gotik, sollte man unbedingt gesehen haben. Unglaublich war, wie dieser nach seiner Fertigstellung ílluminiert wurde, kurzerhand riss man ein Fenster in die Decke der Kathedrale. Nach der Kirche kam der Alcazar dran. Der ist militärisch streng in der Ausstrahlung und auf dem höchsten Punkt der Stadt gebaut. Riesig ist das richtige Wort. Im 9. Stock des Bauwerks fanden wir ein Café, das schöne Blicke über die Stadt bot, aber kein wirklicher Geheimtipp ist. Die Preise sind sehr gut, das Flair eher ausbaufähig. Wer wenig Zeit in Toledo hat, besichtige die Kathedrale, der Eintritt von 8 € ist gut angelegt und schaue den Alcazar von außen an.

 

Rolltreppen

 

Weiter ging es zu einem der Stadttore Toledos, wohin wir abstiegen. Das waren einige Höhenmeter, die wir eigentlich auch hätten wieder aufsteigen müssen. Doch in Toledo gibt es die gute Erfindung öffentlicher und vor allem kostenloser Rolltreppen, die die Höhenmeter in kurzer Zeit und ohne Anstrengung, wir hatten strahlend blauen Himmel und 28°C, erklimmen lassen. Durch die Juderia mit ihren Gassen und dem riesigen Kloster San Juan de los Reyes ging es zur Kirche San Tome. Dort ist El Grecos berühmtestes Gemälde „Das Begräbnis des Grafen von Orgáz“ zu sehen. Gott sei Dank hatten wir uns vorbereitet, wir wären sonst wohl an dem zwar großen und menschenumlagerten Bild vorbeigelaufen, ohne dessen künstlerischen Wert zu erkennen. Es ist ganz sehenswert, aber vielleicht der kulturellen Dichte von Toledo geschuldet, nicht mein Highlight dieser Stadt. Nachdem wir noch eine Synagoge mit angeschlossenen Ausstellungsräumen besichtigt hatten, war es Zeit, für die Fotosafari auf kastilisch.

 

Windmühlen und die Suche nach dem besten Fotostandort

 

Wir brachen nach Consuegra auf, DEM Fotomotiv Kastiliens. Auf einem Bergrücken stehen zwei Hände voll Windmühlen rund um eine Burg. Dorthin zu kommen begann damit, aus der Garage auszuparken. Über den Beifahrersitz stieg ich ein, weil 5 cm neben uns ein Landrover stattlicher Größe in dem handtuchgroßen Stück Parkfläche stand. Souverän und mit Doreens Argusaugen schaffte ich diese Herausforderung (das Einstiegen und das Ausparken). Bis Consuegra fährt man auf recht einsamen Autobahnen 45 Minuten und ein Geheimtipp ist es auch nicht wirklich. Dort angekommen war wir bis auf ein spanisches Pärchen auf einem Motorrad die einzigen Menschen. Vor dem strahlend blauen Himmel standen die Windmühlen in Reih und Glied. Nach ein paar Minuten Fotoshooting mit Doreen und mit mir und ohne uns beide und mit Landschaft kamen sie: die Busse. 2 asiatische Gruppen sprangen ins Freie und entfernten sich jedoch nur unweit vom Bus. In Consuegra selbst mussten wir in einem Supermarkt Essen auftreiben, es war nach sechs abends und außer 2 süßen Snacks war das Frühstück unser letztes Essen. Ein gutes Brot und Manchego-Käse, der ok war aber kein Highlight, stillte den schlimmsten Hunger. Denn vorm Abendessen musste noch das Postkartenmotiv von Toledo her. Das findet man (angeblich) vom Parador. Den fanden wir nach etwas umständlicher Anfahrt auch und im bereits durch andere Touristen breit getrampelte Pfade im Vorgarten des Traditionshotels machten wir eine Reihe von Fotos. Auf der Abfahrt vom Parador kamen wir nach 180°-Wende auf der gut ausgebauten Straße jedoch noch an weit besseren Aussichtspunkten vorbei, die, in Amerika hätte es kaum besser sein können, direkt mit dem Auto anzufahren sind, und fast ohne auszusteigen, konnten wir dort weitere Fotos schießen. Nachdem die Speicher der Kameras voll waren, ging es zurück ins Hotel, wo Parkplatz 4 auf uns wartete. Der sollte bis zum nächsten Morgen verwaist bleiben, denn ich entschied, dass ich dort nicht rein komme. Entweder hätte ich den schwarzen Landrover oder die Betonsäule an der anderen Seite des Parkplatzes näher kennen gelernt. So kam es uns grad recht, dass die beiden Behindertenparkplätze, die jeder für sich immer noch nur 80% eines durchschnittlichen deutschen Parkplatzes groß sind, frei waren. Eine resolute Beifahrerin machte dem Mensch an der Lobby klar, dass „number 4 is no option“, und daraufhin konnten wir uns sogar aussuchen, welchen der beiden Parkplätze wir nehmen. Nach einem aufwändigen Wendemanöver in der Tiefgarage, denn wir wollten bei voller Nutzung nicht rückwärts ausparken, standen wir endlich perfekt und konnten in aller Ruhe das 2. Abendessen genießen: es gab einen interessanten Salat mit Roquefort-Dressing und Guacamole, gefolgt von einer sehr guten Ente für mich und dem Milchferkel für Doreen. Als Dessert hatte ich leche frita, mit Vanille aromatisiert, die Variante mit Anis mag ich gar nicht. Und schließlich fielen wir nach 15 Stunden prallvollem Tag müde ins Bett, wohlwissend, dass die Nacht kurz wird, denn am nächsten Morgen hieß es zeitig aufstehen, über Avila sollte es nach Segovia gehen. ...

Die Historische, die Schöne und die Unterschätzte

 

Morgens ging es los nach Avila. Diesmal musste ich nicht auf der Beifahrerseite einsteigen, das Ausparken war dank ausgeklügelter Einparktechnik vom Vorabend auch kein Problem. Sowohl Doreen als auch ich waren beeindruckt von den Parkkünsten anderer Hotelgäste, an uns vorbei hatte es offensichtlich noch jemand in ein Mauseloch zwischen Wand und einem weiteren Wagen geschafft einzuparken. Für die Strecke nach Avila entschieden wir uns für die „Landstraße“ durch die Sierra Morena. Landschaftlich war die Strecke großartig. Die Landstraße erinnerte an etwas, was wir Deutschen als Schnellstraße oder gar schon als Autobahn bezeichnet hätten und, vielleicht war es dem Wochenende geschuldet, gab es weder LKW noch Lawinen von Autos auf dieser Straße, wir kamen gut voran. An einem Stausee mitten in den Bergen legten wir eine Kaffeepause ein, dort hielten auch jede Menge Biker und der Ausblick war sehr schön. In Avila angekommen, wurden wir von der nicht so einladenden Seite dieser Stadt empfangen. Die Vorstädte sind in einem tristen Einheitslook entstanden, die Infrastruktur kann ich aber einfach nur als großartig bezeichnen, egal, von welcher Seite man in die Stadt fährt, die großen Zufahrtstraßen sind alle mindestens vierspurig. Nachdem wir durch für Kastilien breite Gassen das Parkhaus direkt an der Stadtmauer erreicht hatten, ging es auf Erkundungstour. Avila ist eine alte Stadt, mittelalterliche Gassen kennzeichnen das Stadtbild und die Sehenswürdigkeit ist die noch vollständig erhaltene Stadtmauer. Man kann auf ihr ein gutes Stück um die Stadt wandern, was wir taten. Je weiter man sich vom touristischen Hotspot, der etwa um die Kathedrale anzusiedeln ist, entfernt, desto schöner und ruhiger wird es. Und der Rückweg durch die mittelalterlichen Gassen, vorbei am schönen Parador ist weit weniger anstrengend als man vermutet, eingedenk der Tatsache, dass man einige Höhenmeter beim Spaziergang auf der Mauer absteigt.

 

Wir hatten „Glück“ und wurden Zeuge der spannenden nationalen Klöppelmeisterschaften, die bei unserem Besuch stattfanden. Doreen war hin und weg, ich beobachtete die zumeist reiferen Damen aus sicherer Entfernung von einer Bank und lauschte der Tombola. Aus ganz Spanien reisten Klöppelliebhaber an, zumeist, wie gesagt, ältere Damen aber auch junge Mädchen und Buben klöppelten mit ernster Miene vor sich hin. Nach diesem „Highlight“ und dem Spaziergang auf der Stadtmauer gönnten wir uns ein leider nur mittelmäßiges Essen am frühen Nachmittag. In Erinnerung blieb mir eigentlich nur der recht saftige Thunfisch, der im gemischten Salat zu finden war, die gambas al ajillo, die wir beide nahmen, beschäftigten uns derart, dass das Abendessen am 1. Abend in Segovia ausfiel. Und auch die Yemas de Avila, Konditoreiwaren aus Eigelb, das mit Zucker haltbar gemacht wurde, fielen auf ganzer Linie durch, obwohl wir sie im angeblich besten Haus am Platz gekauft hatten. Vor der Abfahrt nach Segovia dann nur ein Fotostopp bei Cuatro Postes, der lohnt sehr! Und auch die Kathedrale von Avila hatten wir uns noch angeschaut, das Claustum ist ganz schön – leider stumpft man bei der Kathedralendichte in Kastilien schnell ab – und der Innenraum aus oxidierten Steinen blieb uns beiden in Erinnerung. Rötliche Decken und Wände geben der Kathedrale etwas Mystisches, als wollte die heilige Theresa selbst jeden Moment eines ihrer Wunder dort verbringen. Avila ist mir als alte und historische Stadt in Erinnerung geblieben, für die man durchaus einen ganzen Tag einplanen kann und die Storchendichte ist extrem hoch, auf jedem Turm waren die großen Vögel zu sehen, zur Zeit waren sie mit der Aufzucht der Jungen beschäftigt.

 

Weiter ging es am späten Nachmittag zur Schönen Kastiliens: Segovia. Die Anfahrt dort zum Hotel war noch nervenaufreibender als die in Toledo. Trotz Navigationsgerät kam mehrmals die Frage auf, ob wir noch richtig sind. Man muss dazu sagen, dass tags zuvor eine reizende Mitarbeiterin des Hotels eine Email an mich schrieb, in der sie erklärte, dass die Zufahrt zum Eingang des Hotels wegen Bauarbeiten an Häusern in der Straße nicht möglich sei und wir gleich zur Tiefgarage fahren sollen, die sich eine Straße weiter unten befand - das Hotel liegt am Berg. Sie zählte nicht weniger als 8 Straßen auf, durch die wir fahren sollten. Eine gute und einfache Beschreibung wäre gewesen: „Fahren Sie bis zum Alcazar, biegen Sie dort nicht ab, die Straße gerade aus ist keine Fußgängerzone und nach 150 m stehen sie am Eingang der Garage.“ Nun ja, wir fuhren 2x durch die Altstadt, lernten die Plaza Mayor vom Auto kennen und selbst die Treppen rechter Hand, die eine Gasse herab führten, hielt ich nicht für unbefahrbar, jedoch folgte ich da noch den Anweisungen des Navigationssystems. Die Stimmung war ein wenig angespannt, Doreens klingelndes Handy machte das nicht besser. Segovia hat eine wirklich schöne Altstadt mit Flair. Menschen(massen) sind unterwegs, keinesfalls nur Touristen, auch Spanier besuchen Segovia gern, gilt sie doch als eine der kulinarisch besten Städte Spaniens.

 

Die Kathedrale ist ein Schmuckstück von außen, von innen war sie von allen 4 großen Kirchen, die wir besichtigt haben, die enttäuschendste. Das Aquädukt aus der Römerzeit ist beeindruckend, selbst für mich, der mit antiken Bauten nicht so viel anfangen kann. Und der Alcazar ist wirklich sehr schön, hier war es gut, dass wir den Reiseführer erst auf dem Dach des Turms zu Rate zogen, auch dieser Alcazar ist abgebrannt und neu aufgebaut worden und die Räume sind sämtlich keine Originale. Das tut dem Eindruck keinen Abbruch, ein Märchenschloss, aber man sollte keine 2. Neuschwanstein erwarten.

 

Kulinarisch ist Segovia für Cochinillo, im Ofen gegartes Spanferkel bekannt. Das gab es für Doreen bereits zum zweiten Mal, und diesmal war es wirklich gut, ich habe probiert. Obwohl ich 2x auf spanisch gefragt hatte, welche Beilagen es dazu gibt und Doreen auf englisch ebenso insitierte, brachte der Kellner eine Keule. Ende Gelände. Das ist arm und tut der Gesamtwertung einen Abbruch. Ich hatte in Portwein gegarte Entenkeule, sehr gut, der Klecks Kartoffelbrei, der dabei lag, ging auch als Beilage durch. Segovia ist weiterhin bekannt für seinen Ponche. Ein Bisquitteig mit Marzipan gefüllt und mit Sirup übergossen, das ganze attraktiv mit eingebranntem Karomuster. Liebe Reiseführer, Ponche wird im ganzen verkauft. Wie kann man also empfehlen, dieses Kalorienungetüm in einer Konditorei zu kaufen? Davon hätten 10 Leute was gehabt! Wer Ponche probieren möchte, sollte dies als Nachspeise in einem Restaurant tun. Wir haben von der netten Kellnerin gleich noch gelernt, wie man den Vanillespiegel adrett anrichtet. Noch ein kleines kulinarisches Missgeschick: In der besten Konditorei am Platz shoppten wir Teilchen. Sämtliche eingekaufte Süßigkeiten konnten höchstens als durchschnittlich durchgehen, verglichen mit Spezialitäten anderer Länder. Dass es Ponche nur im ganzen gibt, erfuhren wir auch dort. Nachdem wir von allen Spezialitäten eines eingepackt bekamen, fehlten nur noch kleine graue runde Teile, die mit einer wahnsinnigen Menge Puderzucker bestäubt waren. Ich erklärte auf spanisch, wir wollen solche und bekam als Antwort, die hätte die Verkäuferin bereits eingepackt. Das überzeugte meine Mitreisende nicht und sie insistierte, wir bräuchten von diesen Teilen noch etwas. Sie bekam die gleiche Antwort und etwas irritiert verließen wir die beste Konditorei am Platz „Alcazar“. Nachdem wir in einer Bar vorzüglichen Salat und etwas Hummus hatten, kamen wir nochmals am Süßwarentempel vorbei und Doreen probierte abermals ihr Glück mit den runden Puderzuckerbomben. Entweder die Dame konnte sich an sie erinnern oder sie hatte wirklich keine Lust, die Teile zu verkaufen oder hinter dem Thresen hervor zu treten und das Gebäck aus der Auslage zu holen. Wie auch immer, Doreen wurde erklärt, dass die Teile nur zu 8 Stück verkauft werden und 8 Euro kosten sollten. Das war dann für uns das ko-Kriterium.

 

Rückblickend betrachtet hätten wir eine Nacht in Avila verbringen sollen und eine Nacht in Segovia, das hätte ausgereicht. Da es am zweiten Tag nachmittags zu regnen begann, strichen wir die Besichtigung von La Granja – dem Versaille Kastiliens.

 

Am nächsten Tag bei bewölkten Himmel nahmen wir Abschied von Segovia und fuhren nach Burgos. Burgos war eigentlich nur als Stopover auf der langen Fahrt in die Picos de Europa eingeplant, hat mir aber so gut gefallen, dass ich nochmal hinfahren werden – irgendwann. Die Stadt ist bekannt für? … Ihre Kathedrale! Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe und riesig. Nach Sevilla und Toledo die drittgrößte Kathedrale Spaniens. Und sie ist bombastisch. An Prunk ist diese Kirche nicht zu überbieten. Riesige Goldene Altäre, kunstvollste Schmiedearbeiten, Reliefs und Statuen, ein gutes Dutzend Kapellen in den Seitenschiffen, eine aufwändiger als die andere, ein zweigeschossiges Claustrum. Burgos wurde mir schon auf meiner Andalusienreise empfohlen und ja: highly recommended!!! Über Burgos sagt man „9 Monate Winter, 3 Monate Hölle“, was auf die Lage und die langen und kalten Winter und die heißen Sommer hinweist. Das Stadtzentrum ist übersichtlich, viele Pilger sind im Stadtbild zu sehen, Burgos liegt am Jacobsweg. Wir, nachdem wir mit einer Karte und Informationen aus dem Touristenbüro versorgt worden sind, hatten Hunger und taten – ganz ohne Internetrecherche – La Favorita auf. Eine Tapasbar wie man sie sich schöner nicht wünschen kann. Ein paar Bilder der Köstlichkeiten habe ich hochgeladen. Das Kalbsteak im Brötchen mit Fleischpastete (aus Leber / Niere) war super, ebenso die Fischbrötchen mit Sardellen, Thunfisch und Zwiebeln, meinte Doreen zumindest. Hier traf ich auf einen fassungslosen Kellner, als ich eine Flasche Wasser bestellte. Er vergewisserte sich, welchen Wein ich wolle. Daraufhin meinte ich, dass ich noch Autofahren müsste, und dann sah er ein, besser kein Wein für den Mann. Nachtisch gabs aus einer örtlichen kleinen Bäckerei: mit Sahne gefüllte Mandelteilchen, die waren sehr fein, aber auch sehr sahnig. ;-) Leider hatten wir nur gut 4 Stunden für Burgos, weil die insgesamt knapp sechsstündige Fahrt von Segovia in die Picos einen Großteil des Tages einnahm. Aber wie gesagt: Burgos sieht mich irgendwann nochmal für einen längeren Aufenthalt wieder, die Stadt wird unterschätzt.

 

In den Bergen

 

Und in den Picos am Abend angekommen, erwartete uns zwar nicht das beste Wetter, Küstengebirge eben, dafür aber ein einfaches aber super schönes Hotel. Geführt wird es von einem Ehepaar, er Engländer, sie Spanierin. Er ist eher wortkarg, auf sie passt der Satz: „ser un cielo“ - sie ist ein echter Schatz. Ungemein bemüht. Abends gab es, vielleicht in Gedanken an Corinnas Geburtstag ein vegetarisches Essen, das ich so gut in Spanien noch nie gegessen hatte und auch nicht erwartet hätte: Pilze in Cabrales-Käse-Sauce mit Karottenbeilage, Reis und Salat, davor eine grüne, cremige Gemüsesuppe und danach Crepe für mich und weiteren Cabraleskäse für Doreen. Apropos Cabraleskäse: heiß geliebt in ganz Spanien. Wer ihn nicht kennt, mache die Augen zu und denke an Roquefort. Ein polarisierender Käse also, nicht jeder mag den starken Geschmack. Müde und wie immer mit einer Flasche Weißwein – diesmal aus Rueda – im Bauch, schliefen wir tief und fest, Kräftesammeln für die Cares-Schlucht.

Picos de Europa

 

Die Picos sind wir auf 2 Etappen angegangen. 3 Tage bezogen wir Quartier in Arenas de Cabrales. Und am Tag 1 stand die Cares-Schlucht auf dem Programm. Nach einer 8 km langen Anfahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung ging es los, erstmal stetig, aber nur mittelsteil bergauf. Außer uns parkten nur eine handvoll Autos am Ausgangspunkt, nach 45 Minuten begann dann auch der erste Regenschauer. Bei einem Mix aus Regen und etwas Sonnenschein kamen wir ganz gut voran. Nach 3 km hört auch der Anstieg auf, im Gegenteil, man stieg wieder etwas ab und wanderte auf einem etwa 2 Meter breiten in den Fels gesprengten Weg immer am Abgrund etwas absteigend. Es gab Tunnel und Felsdurchbrüche, Brücken, jede Menge Ziegen die wild weideten und ein paar verlassene Almhütten. Alles super idyllisch und auch bei unbeständigem Wetter machbar, denn je weiter man in die 12 km lange Schlucht herein läuft, desto mehr hängen die Felswände über und bieten einen gewissen Regenschutz. Es gibt eindrucksvolle Wasserfälle zu sehen und an einem dieser Wasserfälle entschieden wir auch, nicht bis zum Ende der Schlucht nach Caín zu laufen, denn es zog gut zu und auf dem Rückweg sind wir auch eine ¾ Stunde im Regen gelaufen. Aber unsere Jacken hielten super durch, einzig eine Regenhose würde ich das nächste Mal einpacken, aber genauso schnell, wie Outdoorklamotten nass werden, trocknen sie ja auch wieder.

Wer die Schlucht ganz laufen will, bedenke, dass man den ganzen Tag braucht, viel später als 9.00 Uhr sollte man meiner Meinung nicht aufbrechen. Ob die Zeiten in den Wanderführern realistisch sind, kann ich nicht wirklich beurteilen, wir haben nicht gebummelt und lagen doch eher deutlich hinter der angegebenen Zeit. Und auch die Entfernungen sind sehr speziell angegeben. Zählt man an einem Wegweiser die Entfernungen zu den Endpunkten der Schlucht zusammen, würde ich 12 km erwarten. Das war NIE der Fall, egal an welchem Wegweiser wir standen.

Wer nur in die Schlucht reinlaufen will und schnell viele und spektakuläre Blicke haben möchte, sollte Caín als Ausgangspunkt wählen. Allerdings ist schon bei der Wahl der Unterkunft zu bedenken, von wo man das Unternehmen starten will, denn auf Grund von Dauerregen am nächsten Tag entschieden wir uns für die Picos-Umfahrung per Auto, man kommt ganz unwillkürlich auch im Valdeon-Tal, von wo es 10 km nach Caín geht, vorbei und fährt von der einen zur anderen Seite der Schlucht 150 Minuten, wenn man einigermaßen gut enge Bergstraßen beherrscht.

Trotz des schlechten Wetters am 2. Tag war dieser erlebnisreich. Google maps meinte, wir fahren knapp 4 Stunden um die Picos, das kann man nicht mal als ambitioniert bezeichnen, es ist unmöglich. Mit Fotostopps, Kaffee- und Mittagspause, Abzweig nach Caín haben wir den ganzen Tag gebraucht. Am Südhang des Gebirges war das Wetter etwas besser, auf den Pässen hatten wir aber 1°C und Schnee. Die Picos sind super sehenswert, eigentlich kann man sie mit keinem anderen Gebirge vergleichen. In unglaublich kurzer Zeit überwindet man verschiedene Höhenstufen und auf kleinstem Raum gibt es ganz unterschiedliche Eindrücke: Enge und Felswände im Westmassiv, grüne Wiesen vor hohen Felstürmen im Ostmassiv. Wer gern wandert, sollte bedenken, dass bewirtschaftete Hütten, wie wir sie in den Alpen kennen, nicht existent sind, man picknickt.

Bei Sonnenschein in Potes klang unsere Rundfahrt mit einem Café aus, wieder in Arenas im Hotel angekommen, waren wir offensichtlich die einzigen, die an diesem Tag Sonne hatten, denn statt jungen Hunden und Katzen am Morgen regnete es abends junge Katzen und Hunde.

Am 3. Tag hieß es schon Abschied nehmen von Arenas und wir sind über das Nationalheiligtum der Spanier, die Seen, die Kathedrale und die Grotte von Covadonga nach Ribadesella am Meer weiter gefahren.

Die Seen von Covadonga waren unsere erste Station. Die Auffahrt war spektakulär, in 14 km windet sich die Straße in gewagten Konstuktionen von 84 m NN auf über 1000 m NN. Im Sommer (Hochsommer) kann man diese Strecke nur mit einem Bus-Shuttle befahren, wir durften selbst hochfahren, das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Oben angekommen lag der Lago de Enol vor uns, die umliegenden Berge jedoch im Nebel. Bis zum Lago Ercima konnten wir fahren, dort begann unsere 5 km Wanderung, die 90 Minuten dauern sollte, um die Seen. Diese Wanderung stand unter dem Motto: „und ich dachte noch, das ist eine dumme Idee!“. Wir liefen bei kaltem (1°C), aber noch trockenem Wetter los. Der erste Anstieg verlief zu einem Aussichtspunkt auf gepflastertem Weg, auch der Abstieg zum Lago de Enol war einfach. Auf der anderen Seeseite begann eine Wanderung durch Schlamm und Matsch, das hatte ich auch noch nie und ich war beeindruckt, wie souverän die Mitreisende mit ihren wirklich neuen Wanderschuhen (die hatten Premiere in der Cares-Schlucht) diese Herausforderung annahm. Sagen wir es so: jetzt sind sie eingelaufen. Über einen Fahrweg ging es weiter über eine Alm, spätestens ab dort waren wir gefühlt in den schottischen Highlands angekommen: Nebel, Weite, grüne Bergrücken und grasende Ándara-Rinder. Das sind genügsame, aber total hübsche Tiere, besonders die Kälber waren super niedlich. Und dann gings los: der Regen kam. Durch karstigen Fels, mit Laub belegt, von oben mit reichlich Regen zusätzlich rutschig ausgestattet, traten wir die zweite Hälfte des Rundwegs an. Und die sollte sich ziehen, wir kamen mit einer knappen Stunde Verspätung ins Ziel, dafür aber durchgeweicht bis auf die Unterwäsche, gefühlt zumindest. Gott sei Dank ist Covadonga super besucht und hat ausreichend Infrastruktur und wir waren auf dem Weg zur nächsten Unterkunft: alles in allem viel Glück, wir konnten uns auf den dortigen Toiletten umziehen und stellten fest, dass uns „nur“ kalt war, die Jacken haben gehalten, keine feuchten Unterwäschen. ;-)

Nach einem Stopp bei der schön gelegenen Basilika von Covadonga, die wir sogar zwischen 2 Busladungen Spaniern ohne Touristen besichtigen konnten und die ganz sehenswert ist, weil schlicht, dunkel und ein wenig mystisch, haben wir der heiligen Grotte einen Besuch abgestattet. Auch die hatten wir für uns allein, erst auf dem Weg durch einen langen dunklen Gang heraus, der mit orientalisch-mittelalterlichen schweren Metalllampen nur spärlich beleuchtet war und an dessen einer Seite mitgebrachte Kerzen brannten, trafen wir auf eine Gruppe Asiaten, die offensichtlich Europa in wenigen Tagen besichtigten.

Irgendwo hatte ich gelesen, dass, wer vom Wasser in Covadonga trinkt, im gleichen Jahr heiratet. Wir hielten folglich ein zweites Mal und trotz Regen, Überschwemmung und Gischt wie an den Niagara-Fällen ließ es sich Doreen nicht nehmen, vom Wasser zu trinken. Ich ließ nur meine Lippen von der Gischt benetzen, weil ich schon aus den Wanderschuhen ausgestiegen war und Patagonia-Stofftreter wenig wasserdicht sind.

 

Costa verde

 

In Ribadesella bließ ein ordentlicher Wind, aber wir hatten sogar etwas Sonne. Das Hotel hatte direkten Zugang zum Strand, wobei das Meer hier aus einer Bucht bestand, die von hohen Felsen begrenzt wurde, es gab Wellen – und das für welche – aber der Eindruck von mehr Meer entstand bei mir nicht sofort. Auf der Landseite fließt der Rio Sella durch den Ort und schließlich ins Meer, die Lage des Städtchens ist wirklich schön, im Hintergrund steigen gleich die Berge auf. Ribadesella ist bekannt für seine guten Konditoreien, und wie es der Zufall wollte, lag eine davon 50 Meter neben unserem Hotel. Diverse „Kleinigkeiten“ zum Mitnehmen probierten wir dann mit Blick aufs Meer und unter asturischer Sonne auf der Promenade. Ganz generell sind die spanischen und deutschen Geschmäcker, was Konditoreiwaren betrifft, offensichtlich ein wenig unterschiedlich. Die Spanier verwenden viel mehr Zucker. Aber der Verkäufer dort war super nett, allein, weil er mich fragte, wo ich in Spanien wohne, weil ich so gut spanisch spreche (Bauchpinseleien funktionieren immer!) machte ihn sympathisch.

Abends ging es nach downtown, Ribadesella scheint im Sommer ein echter Hotspot zu sein, als wir da waren, war die Touristendichte noch nicht so hoch. In einem netten Restaurant gab es leider keinen Fisch, denn das Meer sei heute „muy mal“ - sehr schlecht – gewesen, berichtete der nette Kellner, der nur rudimentär englisch sprach. Das nenne ich doch mal regionale Küche, bringen die Fischer nix heim, gibt’s auch keinen Fisch. So soll das sein. So „mussten“ wir quasi Risotto mit Pilzen und Iberico-Schinken und ein Rindersteak nehmen. Weil uns das Restaurant so gut gefiel, bekam es am 2. Abend eine weitere Chance auf Fisch, den es diesmal gab. Ich nahm Spieße von Seeteufel und Gabas mit relativ wenig Knoblauch, Kartoffeln und Salat. Und alles auf einer Platte – super! Doreen hatte ebenso Gambas und Gulas in einem gemischten Salat. Gulas sind ein Mittelding aus Meeresfrucht und Fisch. Kleine Aale, die würzig schmecken und die man im ganzen isst. Eine Vorspeise schenkten wir uns, denn wir hatten es auf die Auswahl asturischer Käse zum Dessert abgesehen und die war vorzüglich. 6 verschiedene Sorten Käse gabs, die uns alle wohl schmeckten. Nur die Getränkeauswahl an diesem Abend wich von der der letzten Abende ab, statt spanischem Weißwein gab es für mich Bier und für Doreen – todesmütig – Sidra, die sie unbedingt probieren wollte. Ergebnis des Experiments: heute gibt’s wieder Wein.

Den Tag verbrachten wir mit einer Wanderung an der Küste entlang. Warum die Nordküste Spaniens als die grüne Küste bezeichnet wird, muss man nicht erklären, Nomen est Omen. Sie fällte steil ab und die Biscaya bricht sich in hohen Wellen, die Gischt spritzt hoch, an den Felsen. Diese sind bei Pria teilweise erodiert, was dazu führt, dass Wasser, das in diese Löcher eindringt und der Wind dazu führen, dass die Klippen Seufzer ausstoßen: die Bufones de Pria. Das ist ganz erlebenswert. Erlebenswert war auch die Anfahrt dorthin, da hat mich Doreen erstmals wirklich sprachlos gesehen. Enge, Steilheit – kein Problem, aber Schlaglöcher mit Wasser gefüllt waren eine Herausforderung. Durch die erste Pfütze fuhr ich noch, Pfütze Nr. 2 war so schlecht einzuschätzen, dass wir erstmal ausstiegen und Steine in den kleinen Tümpel warfen. Auch damit bekamen wir nicht raus, ob wir weiter fahren könnten oder das lieber lassen sollten und nachdem ich mich vom Zustand des weiteren Wegs joggend überzeugt hatte, entschied ich: Rückwärtsgang und in sicherer und trockener Entfernung parken. Es wäre sich übrigens ausgegangen, als wir mit der Wanderung begannen, hatte sich ein anderes Auto den schlechten Weg entlang gekämpft.

Nachmittags gab es einen umwerfenden 360°-Blick über die Küste und die Picos, von einem Aussichtspunkt aus, der superschön war. Und wir haben Letizias probiert. Konfekt, das zu Ehren der spanischen Kronprinzessin, die aus Oviedo, der Hauptstadt Asturiens kommt, so genannt wird. Nicht schlecht, aber keine Offenbarung. In der Konditorei waren wir ja bereits bekannt und in fließendem und schnellen Spanisch erklärte man uns, dass Letizia eigentlich aus Ribadesella stamme und ihre Großmutter 3 Straßen weiter wohne. Wir glauben das mal!

 

Picos, der 2. Teil

 

Nach der Küste ging es zurück in die Berge, diesmal nach Kantabrien. Nicht dass man einen Unterschied merkt, ob man in Asturien oder Kantabrien ist, allein der Blauschimmelkäse heißt hüben Cabrales und drüben Tresviso. Das Hotel in Cosgaya ist/war der Hammer. Allein die hellhörigen Zimmer, zur Siestazeit dachte ich, im Stockwerk über mir üben 7 Kinder Flamenco, trüben das Gesamtbild minimal. Den ersten Nachmittag verbrachten wir am Pool. Wohlgemerkt am und nicht im. Wir holten Sonne der letzten Tage nach. Das Abendessen war gschmackig, ich hatte Ochsenschwanz – eine Bank in Spanien. Erwähnenswert ist allerdings das Frühstück des Hotels, auf unserer Reise das Beste. Vom frischgepressten Orangensaft über frische Erdbeeren, die den Namen verdienten, ein gutes Kuchenbuffet bis zu Schinken und Eiern in allen Variationen fehlte es an nichts. Am 2. Tag mussten wir – mal wieder das Wetters wegen – das Programm ein wenig umstellen. Die Seilbahnauffahrt nach Fuente Dé (die göttliche Quelle – ist das nicht ein Name?), wurde auf den Abreisetag verschoben. Trotzdem wollten wir uns schon mal den Ort anschauen und kamen auf den 12 km dorthin in den Almauftrieb im Liebana-Tal, der jährlich am ersten Juniwochenende stattfindet. Wer wissen will, wie ich reagiere, wenn ich in einen Mietwagen umzingelt von Kühen reagiere, frage bei Doreen nach Bildmaterial an. Neben hunderten von Kühen wurden auch einige Pferde auf die Sommerweiden getrieben. Das war sehr sehenswert. Auf dem Rückweg haben wir in Espinama Mitbringsel eingekauft. Neben Wurst und Käse noch ein paar weitere Kleinigkeiten, meine werden erst Ende Juni den Weg in den Harz finden und so lange im Kühlschrank in MV bleiben.

Nach einem Zwischenstopp in Potes, dem Hauptort im Tal, ging es wieder an den Pool und abends gab es für mich ein Entrecote mit Blauschimmelkäsesauce. Wer wissen will, wie man sich fühlt, wenn man eine halbe Kuh gegessen hat, der bestelle das Chuleton in Spanien. Wem eine zehntel Kuh reicht, der nehme dieses Entrecote. Ich habe noch NIE so viel Fleisch gegessen. Und Doreen hatte ihre Freude, mich gegen die Fleischmassen kämpfen zu sehen. Am Ende erfragten wir, das dieses Monster denn gewogen hat. Antwort: zwischen 500 und 550 g – in fließendem Spanisch mit einem Lächeln erklärt. War ich satt!!!

 

Abreise aus den Picos und Bilbao

 

Unser vorletzter Urlaubstag war der erlebnisreichste. Morgens ging es mit der erster Gondel rauf zum Aussichtpunkt El Cable, gut 800 m über Fuente Dé. Ich lade ein paar Bilder hoch, wir hatten Kaiserwetter und es ist die wohl landschaftlich eindrucksvollste Ecke unserer Reise gewesen. Oben wanderten wir ein paar Kilometer durch verharschten Schnee zu einem Pass, von dem wir auf die Sommeralmen schauen konnten. Trotzdem es Juni ist, gab es Lawinenwarnungen in den Picos. Nach 3 Stunden im Hochgebirge ging die Fahrt nach Bilbao mit Zwischenstopp in Santillana del Mar los. Hier handelt es sich um das schönste Dorf Spaniens. Nun ja, schön ist es, aber sehr museal. Wer das mag, sollte hier stoppen, ebenso sehenswert ist die nur 2 km entfernte originalgetreue Nachbildung der Altamira-Höhle, das Original ist nur noch der Wissenschaft vorbehalten. Auf Frühgeschichte hatten wir keine Lust und auch keine Zeit. Die Fahrt nach Bilbao verging wie im Flug, der ab der Stadtgrenze änderte sich das total.

Naiv wie ich bin, dachte ich, die größte fahrerische Herausforderung wird Madrid. Weit gefehlt. Bilbao ist unbeschreiblich. Ein Autobahnkreuz am anderen, wir haben uns dreimal verfahren und ein herzlicher Gruß nach Hildesheim, das Navigationsgerät war in Bilbao ein totaler Reinfall. Unser erstes Ziel war die Ponte Viscaya. Das ist eine Brücke, die die Unesco irgendwann zum Kulturerbe erklärt hat und die muss man sich so vorstellen: Tower-Bridge aus Eisen und unter der Brücke hängt ein Tragekorb, auf den 6 Autos fahren können. Wie eine Schwebebahn, nur horizontal, wird dieser von Ufer zu Ufer gezogen. Fußgänger durften auch mit, wir sind mitgefahren, 35 cent pro Strecke war es uns wert, zumal wir uns von der Anfahrt erholen mussten. Einer der wenigen Momente, in der Schweigen – eisiges Schweigen – auf dieser Reise herrschte, wer diese Anfahrt. Ich war so vom Verkehr überfordert, dass ich wohl 2 rote Fußgängerampeln überfuhr (ohne Personenschaden), durch eine Fußgängerzone fuhr und schließlich in einem Parkhaus nahe der Attraktion ankam und wirklich fertig mit der Welt war. Jeder der nach Bilbao reist, sollte auf den öffentlichen Nahverkehr, der super ausgebaut ist, ausweichen. Diese Stadt ist eine Herausforderung für jeden Autofahrer. Da es erst 18.20 Uhr war und wir noch nicht genug erlebt hatten an diesem Tag, haben wir nach dem check-in im Hotel, direkt am Guggenheim-Museum, gleich noch den Spaziergang am Nervión (der Fluss, der durch Bilbao fließt) gemacht. Die Stadt war früher Industriestadt im Norden, heute hat sie sich wirklich rausgeputzt und allenthalben sieht man moderne Kunst, sei es die Zubizuri-Brücke über den Nervión oder Plastiken am Flussufer. Die Stadt hat ein ungemein junges Flair, das Leben spielt sich auf der Straße ab, überall Menschen. Die Altstadt ist eher touristisch, die Neustadt lebt von Einheimischen. Kurz vor 10 fielen wir totmüde zu unserem letzten Abendessen ein, das ganz ok war, nichts, was nach den letzten Tagen in Erinnerung bleibt.

 

Am letzten Tag gabs dann das Guggenheim-Museum. Von außen sehenswert, von innen ebenso, aber im Ganzen viel mehr Schein als Sein. Die Dauerausstellung ist klein, und das Thema „Krieg und Kunst“ in den weiteren Räumen, war eher harte Kost.

 

Vorm Abflug blieb noch etwas Zeit für Shopping in der Neustadt, die Preise sind ebenso wie die Läden europaweit gleich. Der Weg zum Flughafen war genauso „nett“ wie die Anreise nach Bilbao. War schon mal jemand in einer Stadt, in der man nicht links abbiegen darf? Wer dieses Erlebnis teilen will, fahre Auto in Bilbao. An der Mietwagenstation wurden wir begrüßt mit „How is the car?“ Ich war sprachlos, Doreen antwortete: „In one piece!“ Dass er voller Kuhdung war, verschwiegen wir. Kein Kratzer ist dran, da bin ich recht stolz auf mich. Die Straßen waren eng, steil und die Tiefgaragen … . Und auch komplizierteste Manöver haben wir gut überstanden, Beispiel gefällig? In Cangas de Onis in den Picos, wurden wir so besch... zugeparkt, dass ich mich lieber nicht auf den Parkassistenten verlassen wollte und Doreen mich aus der Parklücke dirigierte. Da Parkplätze in Spanien rar sind, schaute uns eine ältere Dame zu. Diese fragte Doreen dreimal auf spanisch, und bekam schließlich zur Antwort, dass meine Beifahrerin kein Spanisch spreche. Mitten im Nirgendwo, kam dann in PERFEKTEM deutsch die Frage: „Fahren Sie hier weg?“