Die Anreise, der erste Teil - Frankfurt bis Dubai
Nachdem Weihnachten dieses Jahr ja klimatisch eher an Ostern erinnerte, meinte ich, der Umschwung auf Indien würde wohl nicht so krass werden. Und erstaunlicherweise habe ich mich auch nicht nochmal informiert, bis heute Morgen doch eine gewisse Neugierde aufkam. Und was soll ich sagen?: Mich traf der Schlag, dass für Kochi in den nächsten Tagen 40°C unter Mittag angesagt sind.
Ich habe schnell nochmal in Gedanken meine Sachen in der Reisetasche geordnet und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich darauf bestmöglich vorbereitet bin. Mehrere Leinenhosen und eine nicht unbeträchtliche Auswahl an T-Shirts habe ich eingepackt. Wird schon. Etwas ruhiger wurde ich, als ich bei einem anderen Wetterdienst nur noch 32°C sah. Es wird warm, den Rest werden wir sehen.
So ist es um 8 und ich sitze mit meiner Thermofleece-Jacke im Regionalexpress nach Erfurt. Fleece ist seit Kuba ständiger Begleiter auf allen Reisen, denn seitdem wir dort bei kalten 2°C in offenen Cabanas 2 Nächte verbracht haben, weiß ich: Fleece ist nicht schwer und wärmt ungemein.
Es geht also nach Indien. Gestern Abend beim Online-check-in von Emirates wurde mir wieder bewusst, dass Golfairlines vieles können, nur die haben so einen schlechten online-checkin. Fensterplätze waren allesamt geblockt, ebenso die Plätze am emergency-exit, das kennt man ja. Aber als in einem A380 außer 2 Gangplätzen nur noch Mittelplätze zur Auswahl standen, war ich schon etwas angenervt. So wird Doreens erste Aufgabe darin bestehen, das Bodenpersonal in München mit dem charmantesten Lächeln um eine Umbuchung auf Fensterplatz zu bitten. Und ab Dubai säßen wir auch noch gern zusammen. Das war natürlich auch nicht möglich. Ich werde, obwohl ich später in Frankfurt ankomme, den gleichen Versuch noch beim Bodenpersonal dort starten. Mal sehen, wie erfolgreich das ist.
Ich stellte noch fest, dass ich bei Emirates als Essenswunsch seafood hinterlegt habe. Das hatte ich schonmal auf einem Airchina-Flug mit interessantem outcome. Ich bete inständig, dass Emirates keine Muscheln serviert und dass das seafood-Menü nicht der perfekte Start in eine Magenverstimmung ist. Manchmal bin ich über mich selbst überrascht. Aber sollten wir zusammen sitzen, habe ich ja wenigstens ab Dubai die Möglichkeit vom Gourmet-Essen, das hinter Doreens Namen stand, etwas abzubekommen.
Auf Indien bin ich gespannt. Es hat sich am Ende eher ergeben, als dass wir beide eine Indien-Reise geplant hatten. Als wir dann Reisepläne schmiedeten, wurden diese durch zahlreiche Tipps von Indien-Profis noch geändert. Besonderer Dank geht nach Castrop-Rauxel! So sind wir also eine Woche in Kerala, gefolgt von Karnataka und Mumbai. Und bevor wir nach Deutschland zurück fahren, haben wir noch einen Stopover in Dubai. Diesmal mit einem Abstecher in den Oman. 2 neue Länder ür mich und 3 für Doreen auf unserer Reisekarte, cool!
Südindien soll ja einfacher zu ertragen sein als der Norden. Das Essen soll schärfer sein, die hygienischen Bedingungen besser, die Bildung höher. Ich merke jetzt schon, dass ich neben einer Reisetasche und meinem Rucksack auch noch eine große Tasche voller Vorurteile mitnehme. Möge diese bald leerer werden.
Doreen ist es in München gelungen, für die 2. Teilstrecke Plätze nebeneinander (wenn wir genau sind, trennt uns der Gang) zu organisieren. Damit habe ich meinen Wunschplatz, Doreen hat wahrscheinlich nix mehr am Fenster bekommen. Das klären wir in Dubai. In Frankfurt bin ich meinen Koffer gleich am Bahnhof losgeworden und durfte lernen, dass man dafür in Kauf nehmen muss, keine Möglichkeit zu haben, Plätze am Notausgang zu bekommen. Naja, ich bin immerhin dank online-check-in von Mitte irgendwo auf Gang gewechselt.
Mir fällt übrigens auf, dass das hier mein erster non-Star-Alliance-Flug ab Frankfurt ist und ich deshalb auch mal Terminal 2 kennen lerne. Ganz nett. Die Wege empfand ich als nicht so lang. Die Aufgabe heute Mittag bestand darin, eine Packung mit Nifuroxazid aufzutreiben, es beruhigt einfach, wenn man noch etwas antibiotisches gegen Durchfall mit hat. Der Fertigarzneimittelname war mir entfallen. Dabei war ich seit langem mal wieder in einer Apotheke. Genau genommen in 2. In der Apotheke in Terminal 2 war die Dame sehr nett, auch wenn sie der INN sichtlich überforderte. Sie fand das Präparat nach einigem Suchen in der EDV und stellte fest, dass sie es nicht da hatte und so fuhr ich mit dem Skytrain nach Terminal 1 in die andere Apotheke, die hatten es dann auch da. Es war recht voll dort, was unmöglich an den vielen Menschen liegen konnte, noch an den ausgefallenen Wünschen dieser vielen Menschen, alles Standard: Ibuprofen und Allergien und ein Mittel gegen Vaginalpilz. Ein dunkelhäutiger, sehr netter Mensch, konnte die Kunden vor mir mit dem sehr speziellen Wunsch Loratadin leider nicht zufrieden stellen und bewarb aus Leibeskräften Reactione duo. Das kostet ja gefühlt auch nur das Doppelte. „Leider“ roch die Kundin den Braten und am Ende stand der Mensch ganz ohne Verkauf da. Und er gab sich so viel Mühe: er lief durch die Apotheke, gleich 2x, fragte 2 Kollegen um schließlich festzustellen, dass Reactine direkt hinter ihm steht. Und er erklärte sehr patientengerecht, dass es sich bei Reactine auch um ein Antihistaminikum handelt. Das ist genauso grotesk wie die Beratung, die meine Schwester am Heiligen Abend bekam. Eine Packung Paracetamol. Haben Sie Nieren- oder Leberprobleme? Was soll ein durchschnittlich gebildeter Mensch mit Hochschulstudium aber ohne pharmazeutisches oder medizinisches Grundstudium denn auf so eine Frage antworten? Im Gegenteil: 50% der so Befragten hören sicherlich in sich rein und diagnostizieren hypochondrisch ein Nierenproblem, wo nie eins ist, war oder sein wird. Aber ich habe zumindest wieder Material für den ein oder anderen Vortrag, getreu dem Motto: so machen Sie es bitte nicht. So gute Beispiele kann sich kein Mensch ausdenken, diese Stories schreibt das Leben!
Gleich geht der Flieger los: gefühlt steige ich in eine Lufthansamaschine, denn das Publikum ist doch sehr mitteleuropäisch. Na warten wir mal ab.