Das vegetarian Curry Hyderabadi, das wir vorsichtshalber nur mittelscharf am Vorabend bestellten, war sehr gut und förderte und forderte offensichtlich auch den Magen und Darm – Gott sei Dank ohne Ausfallerscheinungen. Das Frühstück fiel eher bescheiden aus, auch auf Grund der noch recht frühen Tageszeit. Und dann brachen wir auf um die Tempel 120 km nördlich von Mysore zu besuchen. Gleich zusammen gefasst: mehr als an diesem Tag geht echt nicht. Wir sind 12 Stunden unterwegs gewesen, haben 3 Tempel besucht, hatten gerade mal eine halbe Stunde Pause für ein Dossa und haben Gegenden von Indien gesehen, wo gefühlt vor 5 Jahren der letzte weiße Tourist war. Am Ende hat es sich aber mehr als gelohnt, besonders wegen des Tempels in Halebid. Den fuhren wir aber erst als zweites an, los ging es mit einem Sikh-Tempel in Shravanabelagola. Als das Sanctum endlich auf einer Bergkuppe, vergleichbar einer der Olgas in Australien, in Sicht kam und der Fahrer ankündigte, man steige über Treppen auf, kam von uns noch der Satz: na wir nehmen gleich das Auto. Fehlanzeige: auch wir stiegen. Obwohl es erst 10 Uhr morgens war, waren die 675 Stufen unter indischer Sonne als Frühsport genug. Der Tempel oben war ganz nett, eine riesige Statue war für uns die Hauptattraktion. Und wir bekamen von einem Priester noch einen Segen gespendet und unser erstes Mal auf die Stirn. Am eindrucksvollsten waren an diesem Ziel der Aufstieg und die mit Abstand schlechtesten Toiletten. ;-)
Weiter ging es nach Halebid. Vom Highway bis zur Schotterpiste war alles dabei, aber unser Fahrer meisterte das alles ganz wunderbar. Ebenso waren wir über das indische Navigationssystem erstaunt: weiß man in Indien nicht weiter, fragt man am Straßenrand, was durchaus dazu führen kann, dass man mehrere Meinungen und Wege empfohlen bekommt. Besonders auf die Straßenqualität gingen die Befragten unaufgefordert ein, unser Fahrer hat offensichtlich die Methoden: „kürzester Weg egal was kommt“ bevorzugt.
Halebid ist schwer zu beschreiben. Es handelt sich um einen Doppeltempel in dem Shiva verehrt wird. Sternenförmiger Grundriss, Höhe vielleicht wie ein Einfamilienhaus. Mir fehlt ja noch Angkor, aber die Verzierungen außerhalb des Tempels sind das beste an Steinmetzkunst, was ich bis jetzt gesehen habe und ich komme sicherlich nicht so wenig rum. Ich werde Bilder einstellen, aber auch die können nur teilweise wiedergeben, wie aufwändig dieses Gebäude gestaltet wurde. Wir hatten einen Führer, der uns gut erklärte, was wir wo sehen, aber auch hier war es wie in Bylakuppe: man ist schon genug gefordert mit schauen und verarbeiten und fotografieren, viel Aufnahmefähigkeit blieb da nicht.
In Halebid ging es auch noch mit der Fotografierfreude der jungen Inder. Wir waren nur ca. 10 Mal Modell. Ich weiß nicht, wie viele Inder ich im Arm hatte an diesem Tag, denn in Belur, der letzten Station wollte der Fotoandrang auf Doreen und mich gar nicht mehr enden. Aber wir haben brav Modell gestanden, immer wieder unsere Namen genannt und wo wir herkommen, dutzende Hände geschüttelt und halb so viele indische Namen kennen gelernt.
Belur ist nicht ganz so sehenswert wie Halebid. Der Tempel ist zwar noch aktiv und wir konnten eine Puja-Zeremonie beobachten, aber er ist kleiner, nicht so reich verziert wie Halebid und, dass muss man auch zugeben, unsere Aufnahmefähigkeit war schon deutlich gesenkt. Wenn man als Inder in Hamburg absteigt, schaut man sich ja auch eher nicht den Hildesheimer Dom, die Altstadt von Wolfenbüttel und Braunschweig an einem Tag an.
Der Rückweg war wirklich sehr spannend, aber davon berichte ich lieber live. Abends, aus 12 sind eigentlich 13 Stunden Ausflug geworden, warteten Steve und Manjula mit einem wirklich leckeren indischen Essen schon auf uns. Aber mehr als 90 Minuten Konversation waren nicht mehr drin, wir sind einfach nur noch in die Betten gefallen und ich schlief traumlos bis heute morgen. Heute ist schon der letzte Tag in Mysore. Abends, nachdem wir den erleuchteten Palast gesehen haben, geht es noch zurück nach Bangalore. Morgen dann mit dem Flieger nach Mumbai.