Tag 3 in Kochi bestand erstmal darin, Karten für eine Kathakali-Aufführung zu besorgen. Das war sehr einfach und direkt vor dem Theater hielt auch gleich ein Riksha-Fahrer. Der bot uns an, eine Tour durch die Stadt zu machen. Wir meinten: heute nicht, das hatten wir gestern. Dann sollten wir auf irgend einem Gewürzmarkt enden. Danke, Gewürze habe wir auch schon. Wir müssten nur schauen. Nein, wir wollen nur zur Synagoge und waren durchaus bereit, einen akzeptablen Preis zu zahlen. Er fuhr von dannen – ohne uns! Glaubt man das?
Riksha-Fahrer Nr. 2 fuhr uns für einen ordentlichen Preis wohin wir wollten und die Synagoge war sehenswert, natürlich sollten wir auch dort die Wirtschaft wieder ankurbeln. Nachdem wir dieses Spiel ein paar Tage mitgemacht haben, sind wir jetzt bei einem netten, aber bestimmten: No! angekommen. Der Rückweg nach Kochi dann ganz klassisch mit der Jetty: spottbillig für 2 Rupien 50 und mit sehr viel indian feeling. Und erwähnenswert ist noch der Teapot in Kochi, das wohl langsamste Cafe der Welt. Ich habe noch nie so lang auf einen Käsekuchen warten müssen. Für den, der dann kam (wir waren an 2 Tagen da), hätte ich auch doppelt so lang gewartet. Wow! Highly recommended! Wer in Kochi ist, besuche unbedingt den Teapot.
Abends dann Kathakali. Als Mann ist man den schönen Künsten ja nicht so zugetan. Meine Zusammenfassung: sollte man gesehen haben. Als nach dem ersten Akt auch Doreen meinte, sie hoffe, die nächsten seien etwas straffer verfasst, wusste ich: ich bin nicht allein. Für mich waren am interessantesten die Kostüme sowie Mimik und Gestik der Darsteller. Der Gesang war herzzerreißend, auf Grund der Anteilnahme des Sängers. Und natürlich haben wir Fotos von der vor der Vorstellung zu besichtigenden, sehr aufwändigen Schminkprozedur der Darsteller gemacht.
Und dann das Abendessen: seit diesem Abend gehen wir wieder in indische Lokale. Wir fanden, dass das angesteuerte Lokal, mit Alkoholausschanklizenz, ganz offiziell!, von außen ganz nett aussah, das war es am Ende auch. Jedoch: die Speisen waren fad (vielleicht brauchen unsere Geschmacksnerven jetzt mehr Gewürze), es gab Alkohol (den wir aber nicht brauchen), und es gab reichlich zu sehen. Eine Truppe Deutscher Studienreisender, die sich mit der Bedienung anlegten, alle einzeln zahlten, aber dafür reichlich Salat aßen. Interessante Combo. Die italienische Gruppe war nicht besser: Tony, mittdreißig, in weißen ¾-langen Hosen gab den Sommelier, um eine nach der anderen Flasche zusammen mit seinem Freund nicht für gut zu befinden. Die Truppe bestand sonst aus über 60-Jährigen, um die sich Tony ganz gut kümmerte. Er bracht Brot, schnitt Fleisch, tranchierte einen Fisch. Der Unterhaltungswert war großartig. Wie viel besser war da doch das Lokal am Vorabend, wo wir zwischen Indern und Individualtouristen Tikka aus dem Tandoori bekamen.
Mysore
Gestern sind wir um 4 Uhr aufgestanden, um 5 zum Flughafen von Kochi gefahren, um 6 eingechecked (kleine Verzögerung, wir haben Übergepäck, das kostete!) halb 8 abgehoben, halb 9 in Bangalore gelandet und saßen viertel vor 9 im Taxi nach Mysore. Da sage mir noch jemand, wo man schneller aus dem Flughafen kommt, das schafft man nicht mal in Köln/Bonn oder Tegel! 4 Stunden Fahrt durch Indien, das nur wenige Touristen besuchen, haben wir hinter uns gebracht. Das Homestay ist nett, aber auch hier klappte die Zimmerreservierung nicht. Majula, die indische Haushälterin, guckte uns mit großen Augen an, als wir fragten, wo denn das zweite Zimmer sei. Das war nicht eingeplant und ich kann viel: aber auf 1.40 m kann ich nicht zu zweit liegen und dann auch noch erholsam schlafen!
So bekam ich eine 80 cm breite Liege im oberen Stockwerk und Doreen das eine reservierte Zimmer. Erstaunlicherweise war die letzte Nacht ganz ok, heute konnte ich dann in das Nebenzimmer von Doreen einziehen, hier hab ich ein gleichgroßes Bett für mich allein.
Eine Kollegin hat mal zu mir gesagt, dass es niemand glauben kann, dass sie in Nepal in Lodges, deren Qualität 3 Kategorien unter einer schlechten deutschen Jugendherberge liegt, nächtigen kann. Ähnliches kann ich heute berichten. Wie gesagt: das Homestay ist nett, sehr sauber. Das war es. Oder für Nadine: einfach ist wirklich einfach!!!
Egal. Nach kurzer interner Diskussion entschieden wir, nach Downtown Mysore zu fahren. Dort waren wir gefühlt die einzigen europäischen Touristen. Es war ein interessantes Gefühl. Touristische Highlights standen noch nicht auf dem Plan, dafür sind wir erstmal nur durch die Stadt gezogen, um das Flair aufzunehmen. Reichlich Lokalkolorit – so könnte wohl die Zusammenfassung heißen. Es war Moslem-Markt und wir haben auch wieder ein lokales „Handwerk“ gesehen: diesmal Räucherstäbchenmacher in einem Hinterhof. Doreen hat denn gleich 20 ml reines ätherisches Öl für diverse Rupien erstanden. Am Ende ist das hier ja alles nicht teuer, mal schauen, wieviel uns in Dubai noch gefällt von unseren Andenken. Auf jeden Fall konnten wir diverse Tuchverkäufer abwehren, die mit Engelszungen auf uns einredeten, wir sollten uns Tuniken oder Saris nähen lassen. Das zieht doch kein Mensch mehr an in Europa!
Auf einem Rooftop, mit 8 anderen Europäern, die sich auf die weiteren Tische verteilten, nahmen wir dann das Abendessen ein: Ein vegetarisches Biriani und frittierten Paneer sowie Chicken 65 boneless. Dieses Gericht verfolgte uns seit Beginn unserer Reise, wir hatten es nur nie probiert aber es war gut! Chicken in roter Marinade mit Curryblättern, ich meine, dass auch Cashews mit eingearbeitet wurden.
Den Abend verbrachten wir dann mit 2 deutschen Paaren (kurze schaute auch das italienische Paar, das heute Mysore verließ, vorbei) und Steve in dessen Wohnzimmer. Sowohl Doreen als auch ich hätten gestern Abend nicht mehr daran geglaubt, dass wir heute noch einen Tripp nach Bylakuppe organisiert bekommen. 2 Anrufe von Steve und heute morgen um 7 (ja, ich bin schon wieder halb 6 aufgestanden, da könnte ich auch arbeiten ;-)) stand ein Auto samt Fahrer vor der Tür. Los ging ein 8-stündiger Trip. Der Tipp, Bylakuppe zu besuchen, kam wieder aus Recklinghausen. Danke!!! Man besichtigt dort 3 Orte. Einen Tempelkomplex, den die Inder „Golden Temple“ nennen. Das Areal ist recht weitläufig wir haben 2 Stunden mit Gucken, Staunen und vor allem Fotografieren zugebracht. Dabei sind auch wir fotografiert wurden: eine Gruppe junger Inder wollte unbedingt Fotos mit uns, und wir haben brav posiert, bis in jedem Handy und jedem Fotoapparat genug Material zusammen war.
Wir haben die Mönche singen hören! Im Golden Temple und wohl auch nur deshalb, weil wir das Elefantentrainingscamp, das normalerweise auf diesem Tripp noch angefahren wird, links liegen gelassen haben. Gute Entscheidung. Im Haupttempel waren wir mal wieder die Attraktion – kein Wunder: wir trafen auf der 8-Stunden Tour keine anderen Europäer – und ein Mönch erklärte uns mit Hingabe den Altar mit den 2 Buddhas und einer weiteren Figur, deren Namen ich natürlich schon wieder vergessen habe. Dabei setzte dieser Mönch jedoch relativ viele Grundkenntnisse in Theorie buddhistischen Glaubens voraus, sodass ich ihn immer mal wieder unterbrach. Mir war viel wichtiger zu erfahren, woraus die Statuen sind, wie viele Mönche dort leben und wann das alles gebaut wurde. Das bekamen wir dann auch raus.
Einschub indische Toiletten: echt keine Highlights aber auch nicht wirklich schlimmer als Westchina!
Nach dem Tempel fuhren wir zum Kloster. Die Mönche aßen gerade. Ein Spektakel wie in Bhutan oder Nepal: ein langen Reihen im Tempel sitzen Buben auf gelb-roten-Stoffmatten, und werden vom Tischdienst bedient, der Brot verteilt, ein Dhal in die Töpfe schöpft und ein Getränk verteilt, ich vermute Buttertee. Der Gebetsraum in diesem Kloster hat mir eigentlich am besten gefallen, Bilder kann ich erst später hochladen, hier im Homestay ist die Bandbreite und die Gesamtdatenmenge limitiert.
Schließlich waren wir noch in einer dritten tibetischen Stätte, die für ihre Malereien berühmt ist, uns jedoch eher wegen des in Fußweite gelegenen tibetischen Restaurants in Erinnerung bleiben wird. Den Unterschied zwischen Cheese- und Veg-Momos konnten wir beide nicht wirklich rausschmecken, aber sie waren gut, wenn auch interessant gewürzt. ...