3 Tage Indien sind rum und: es geht uns gut! Es war eine gute Idee, den Urlaub hier langsam angehen zu lassen. Am ersten Tag gab es eine Siesta und eine kurze Erkundungstour durch das Dorf und an den Strand. Varkala liegt an einer Steilküste, der ca. 700 m lange Sandstrand war ganz nett, aber kein Highlight. Am ersten Tag haben wir die hiesige Wirtschaft gleich mal angekurbelt: Doreen kaufte sich ein Sackerl und auch ich konnte einem T-Shirt und einem Mitbringsel nicht widerstehen. Und weil wir Sita, der findigen Inderin, gleich 3 Stücke abkauften, bekamen wir einen besonders „guten“ Preis, den ich doch tatsächlich um 400 Rs durch mein Verhandlungsgeschick „senken“ konnte. Am Ende sind 3 € in die eine oder andere Richtung für uns kein wirklicher Gewinn oder Verlust gewesen. Aber ich muss feststellen: feilschen kann ich nicht so gut.

Die Abende verbrachten wir im Beach Cafe direkt bei unserem Ressort: die Jungs waren nett, der Service nicht so langsam, wie in den Reiseführern beschrieben und insgesamt 8 verschiedene Currys haben wir probiert. Die Preise – für Indien zwar recht hoch – waren sehr erträglich: mehr als 1,50 € kostete keine Hauptgericht und die Cocktails waren auch außerhalb der Happy-hour mit unter 2 € erschwinglich.

Tag 2 verbrachten wir mit Ausschlafen, Wandern zum örtlichen Sanctum (was relativ wenig Spiritualität ausstrahlte), einer Rikschafahrt zurück zum Hotel, und der Erkundung der nördlichen Strände. Die sind wirklich sehr hübsch, aber wie am ganzen Strand von Varkala ungemein strömungsreich. Nachmittags galt es Seele baumeln lassen auf der Terasse vor Doreens Cottage. Auch diesmal war meine eineindeutige Reservierung von 2 Single-Rooms wieder mal missverstanden worden und ein double-room wurde für uns bereit gehalten. Was ist das? Doreen bekam dann für 2 Nächte ein Cottage mit Meerblick, bei dem wir in den Preisverhandlungen schon besser wurden, es sollte nämlich im Vergleich zur gebuchten Unterkunft einen Aufpreis kosten. Die letzte Nacht verbringt Doreen dann im Standardroom, 2 Türen weiter. Wie immer in den Tropen kommt man nicht ganz ohne Mitbewohner aus: diverse Arthropoden, die wir nicht näher bestimmen wollen, wohnen auch in unseren Zimmern. Pardon: wohnten! ;-)

Tag 3 dann endlich mit Programm: heute gab es eine Kanufahrt durch die Backwaters. Das war landschaftlich schon sehr reizvoll und unser Kanute war auch recht erklärungsfreudig, trotz einem sehr sehr common English: jeder botanisch nur minimal interessierte Mensch hätte seine Freude an der Tour gehabt: ich kenne jetzt schwarzen Pfeffer, Nelken, Muskatnuss, Chili, Basilikum, Mimosen, Anili-Holz und co. auch live und in Farbe. Unser Guide war 52 Jahre und nachdem er anfänglich nicht sicher war, ob uns die Tour gefällt – ja, wir tragen nicht immer unser Herz auf der Zunge – kamen wir doch ziemlich schnell ins Gespräch: er hat 2 Kinder, beide studieren, sie ist 21, er 17 und er ist furchtbar stolz auf die beiden. Die Tour wurde nicht nur für den Nachhilfeunterricht in Botanik unterbrochen, wir drehten auch Kokosnussfaserseile mit einer Inderin und tranken ihren Massala-Tee. Und ich möchte nochmal vielen Dank nach Recklinghausen schicken, der Tipp mit dem Kanu statt dem Hausboot war sehr gut. Apropos einheimische Küche: noch sind keine gastroinstestinale Ausfälle egal welcher Art zu vermelden, trotz Lassie, Tee und Fruchtsäften.

Die Fahrt zur Kanuanlegestelle – eine Stunde Straßenverkehr in Südindien – empfanden weder Doreen noch ich besonders schlimm. Wir stumpfen offensichtlich schnell ab. Ja, man kommt den Stoßstangen vorher- oder entgegenfahrender Fahrzeuge schon sehr nah, aber entgegen der ersten Taxifahrt hatte dieser Fahrer offensichtlich Sorge um sein noch recht neues, makelloses Auto und so fuhr er, zumindest auf dem Hinweg, sehr umsichtig. Auf dem Rückweg, bei einbrechender Dunkelheit irritierte mich schon sehr, wie der Fahrer überhaupt noch etwas sehen konnte, in Indien fahren 80% der Autofahrer mit Fernlicht. Dass wir keinen der zahlreichen auf der Straße schlendernden Inder umgenietet haben, gleicht einem Wunder.

Baden waren wir natürlich auch in Varkala. Heute Mittag, eine Stunde, sehr erkenntnisreich: die Strömung sieht von außen schon recht stark aus und wir blieben auch nur in einer sehr sicheren Tiefe, wo wir ohne Mühe stehen konnten. Am Ende sollte uns die doch mangelnde Vorsicht 2 Sonnenbrillen, die ich aus stylischen und Doreen aus optischen Gründen im Wasser trugen, kosten. Eine Riesenwelle, einen guten Schluck Salzwasser und ein paar orientierungslose Sekunden unter Wasser rissen beide Sonnenbrillen weg. Für immer: morgen in Kochi ist nach dem check-in im Hotel die erste Aufgabe: Sonnenbrillen kaufen. Wir sind Helden!!!

Jetzt muss ich schlafen, die Rikscha zum Bahnhof holt uns 6 Uhr ab! Morgens!!!