Und heute Morgen 5 Uhr klingele der Wecker, seit 7 sitzen wir auf einem Schiff, das uns in 2 Tagen den Mekong aufwärts an die Nordthailändische Grenze bringen wird. Wir reisen (endlich!) im wahrsten Sinne des Wortes, eben haben wir beide fest gestellt, das wir das sehr mögen. Man sieht was vom Land! Träge zieht die Landschaft an uns vorbei. Etwa 25 Europäer und Asiaten haben sich auf dem Schiff eingefunden, das Platz für 40 Personen bietet, es ist also, Gott sei Dank, noch Luft. Ein Satz, der mir nach Bangkok nicht mehr aus dem Kopf geht, ist der der älteren Dame, die am Tag, als die Chinatown-Tour in Bangkok stattfand, aus Europa eingereist war. Die berichtete von ihren Erfahrungen bei einem vorhergehenden Besuch der Region und dem Besuch abgelegener Dörfer. Dort war sie wohl in einem sehr einfachen Gasthaus in den Bergen untergebracht, das mitten im Dschungel liegen sollte. Der Dschungel war wohl einfach Bambuswald, das und die sehr einfache Unterkunft fand sie offensichtlich ernüchternd und der Satz: „Ma hat joa a Vorstellung, wie so aan Dschungel auszusehen hat!“ hat mich köstlich amüsiert. Ja, Dörfer in der dritten Welt, das ist wirklich oft ernüchternd. Hier ist auf jeden Fall links und rechts des Flusses Dschungel! So wie man ihn sich vorstellt. Vielleicht passen die Temperaturen nicht ganz ins Bild im Kopf, es ist deutlich kühler geworden als die letzten Tage und soll sich morgen noch etwas abkühlen, ggf. auch regnen. Wir schauen und hoffen mal. Bei Anfang 20°C ist es aber nicht kalt.

Los ging die Flussfahrt mit einem französischen Frühstück: soll heißen: jeder bekam ein Croissant, das definitiv in Butter gebadet wurde und ein Pan de chocolat, auch das war ausgezeichnet. Und nach einem Stop bei den Pak Ou Höhlen, von denen wir aus Zeitgründen jedoch nur die untere Höhle besichtigen konnten, tuckern wir träge auf dem Fluss. Die Höhlen darf man sich nicht als Highlight vorstellen, aber gelohnt hat der Halt allemal. Hunderte Buddhafiguren werden von den Einheimischen, die hier v.a. zu Neujahr beten, mitgebracht und so hat dieser Ort uns etwas an Covadonga, das Nationalheiligtum im Norden Spaniens erinnert, nur eben ist Covadonga nicht buddhistisch sondern christlich. Ansonsten erfreuen uns Kühe mit Kälbern, ab und an Fischer, sehr wenige Dörfer und sorgen für Abwechslung zwischen schlafen, lesen, unterhalten und essen. Eben gab es einen kurzen Stopp, Einheimische kamen in einer Art Einbaum an unser Schiff heran und Waren wurden übergeben. …

 

Und so verging der erste Tag auf dem Mekong. Wir kamen irgendwann in Pakbeng an. Der Reiseführer beschreibt diesen Ort als Mischung aus Holzfällersiedlung gepaart mit den Errungenschaften eines aufkeimenden Tourismus, denn hier müssen alle Schiffe zwischen Nordthailand und Luang Prabang in Laos halten, es ist eben eine Zweitagestour. Das ist nicht wirklich unzutreffend. Nach Luang Prabang sahen wir quasi die erste „richtige“ laotische Stadt, 10.000 Einwohner zählt der Ort, das erschien uns zu viel, aber wir haben wohl auch nicht alles gesehen. Vieles hat mich an Nepal erinnert. Also gut, Pakbeng liegt im Dschungel und nicht hochalpin, aber die Mischung aus wenigen Hotels, vielen Lodges und wahnsinnig armen Hütten, in denen die Einheimischen wohnen, ist sehr ähnlich. Wir durften des Boot als erstes deboarden, hatten wir uns doch die Premium-Unterkunft gegönnt, die über einen eigenen Bootsanleger verfügte. Nachdem wir uns das Flussufer nur mit leichten Gepäck hochgearbeitet hatten (wir haben das Hauptgepäck auf dem Schiff gelassen, ja es ist noch da!) kamen wir in einem offensichtlich von einem Franzosen geführten Refugium an, das wirklich schön gebaut war. Am Hang, alle Balkone der Lodge auf den Mekong gerichtet, fließend warmes Wasser im Bad. Das klingt selbstverständlich, aber Pakbeng hat außer Satelittentelefonen noch nicht mal Anschluss an das Kommunikationsnetz. Und wie gesagt: es gab wirklich sehr, sehr viel Armut drumrum anzuschauen, da ist man zum einen dankbar, in Europa geboren zu sein und zum anderen werden 5% Kindersterblichkeit bei der Geburt und 40% unterernährte Kinder unter 5 Jahren auf einmal irgendwie bildlich.

Nach einem sehr durchschnittlichen Abendessen, das nicht so recht ins Bild passen wollte, schlief ich recht schnell rein. Endlich konnten wir bei offenem Fenster schlafen, es gab Moskitogitter. Heute Morgen, nein es ging schon in der Nacht los, dann: Regen. Und wenn es in den Tropen regnet, dann reden wir nicht von Nieselregen. Gestern die ersten, heute die letzten beim Boarden des Boots, mit Regenschirm kämpften wir uns tapfer das rutschige Ufer hinab, es muss komisch ausgesehen haben. Ganz dicht ist das Dach des Schiffs offensichtlich auch nicht, die an 4 Stellen aufgestellten Eimer und Schüsseln tropfen mit Wasser voll. Aber die Stimmung ist irgendwie mystisch. Um die Berge hat sich dicker Nebel gelegt, alle an Bord sind irgendwie in eine Lethargie verfallen, nur so lassen sich übrigens auch 19 Stunden Fahrt „ertragen“. Wir lesen, wir essen und trinken, geredet wird wenig, zumindest nicht zwischen den verschiedenen Reisegruppen. Es gibt Decken, in die sich ein jeder eingewickelt hat (ich habe eine Hello Kitty Decke ;-)) obwohl es nicht kalt ist, macht es die Fahrt gemütlicher. Und so tuckern wir mit 200 PS – steht zumindest so in der Beschreibung von Shompoo-Cruises – gen Nordthailand.

Dass es auch im hintersten Hinterland voran geht, zeigte eine Großbaustelle, die wir kurz hinter Pakbeng passiert haben. Hier wird eine Brücke über den Mekong gebaut, die Straße wird für Fortschritt sorgen, das ist gut für die Region. Allerdings erinnere ich mich gerade zurück an Hiltruds Vergleich ihrer beiden Luang Prabang Besuche, natürlich werden sich auch Dinge ändern und nichts wird mehr so sein, wie es mal war. Reisen ist eben auch immer eine Momentaufnahme. Genauso sind die Informationen zu Houay Xai, unserem heutigen Zielhafen, im Reiseführer wohl nicht mehr aktuell. Mit Fähren werden wir den Mekong nach Thailand wohl nicht mehr überqueren, 2 km südlich von Chiang Khong und der laotischen Stadt Houay Xai, am anderen Ufer des Mekong, wurde eine Brücke gebaut, über die heute der Grenzverkehr verläuft. Ob das Chiang Khong, unserem heutigen Übernachtungsort, gut getan hat, werde ich dann später berichten.