Am zweiten Tag gab es bei der Cruise, die, wie Doreen ziemlich treffend bei facebook schrieb, eher ein Transport ist/war, auch einen Ausflug. Man konnte ein laotisches Dorf besichtigen. Dieses Dorf wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von JEDEM Kahn auf dem Mekong angefahren, das und die Tatsache, dass es regnete und ich mich bereits nach den ersten 200 m in den Schlamm am Mekongufer legte, führten dazu, dass ich die Besichtigung nicht mitmachte. Verpasst habe ich nichts, berichteten zumindest die Mitreisenden auf unserem Schiff. 19 Stunden Fahrt auf dem Mekong endeten in Houay Xai, einer Kleinstadt auf laotischer Seite. Das Deboarding am schlammigen Mekongufer sollte dadurch erleichtert werden, dass der Sohn der Familie, die das Schiff betrieb (er hatte auch gleichzeitig die Aufgabe des Kellners an Bord, davon hat nur niemand was gemerkt) Treppenstufen in den schlammigen Grund haute. Das half bedingt, das Gleichgewicht haltend schleppte ich meine 20 kg Tasche an Land. Südlich der Städte Houay Xai und Chiang Khong ist eine Freundschaftsbrücke über den Mekong errichtet worden. Das bedeutete ein ungemein umständliches Aus- und wieder Einreiseprocedere. Mit dem Tuk Tuk ging es 12 km vom Anlegeplatz nach Süden. Dann mussten wir durch die laotische Ausreise. Da wir 17.04 Uhr ankamen, galt es die obligatorische Servicegebühr von 1 US$ abzudrücken. Über die Brücke selbst fuhr ein Bus, für 25 Baht. Dieser fuhr jedoch aber erst ab, bis wirklich alle Plätze im Bus (und ich meine ALLE, auch den letzten Stehplatz oder ungenutzten Raum) gefüllt waren. Nach dem Deboarden des Bussen galt es die Einreiseformulare für Thailand auszufüllen, gefolgt von der Einreiseprozedur, dem Anheuern eines weiteren Tuk-Tuks und die am anderen Ufer zurück gelegten 12 km gen Süden wurden nun wieder nach Norden gefahren. Nach gut einer Stunde war diese Übung gemeistert. Vor dem Brückenbau hat man einfach eine Mekong-Fähre bestiegen und ist über den Fluss gefahren. Warum einfach, wenn auch kompliziert. In Chiangkong hatte ich das ungewöhnlichste Dessert der Reise und eigentlich auch seit langer Zeit. Gebackene Bananen in einem knusprigen Teig, in den man auch noch Käse mit hinein gegeben hat, das mit Honig überzogen und dazu eine Art Kartoffelpuffer. Es klingt eher widerlich, war aber gut!!!
Am nächsten Tag 9.45 Uhr ging der Bus nach Chiang Mai. Wir haben uns VIP-Sitze gegönnt. Die vorderen 4 Reihen im Bus waren VIP, die hinteren normal bestuhlte Reihen. Vorne nur 3 Sitze pro Reihe, links einer, rechts zwei. Breit wie die Sitze in der Businessclass im Flieger, so haben wir die 5,5 Stunden dauernde Fahrt gut überstanden. Die Landschaft zwischen Chiang Khong und Chiang Mai hat mich beeindruckt, es gab tolle Häuser, die von einem gewissen Wohlstand zeugen, wir sind am weißen Wat von Chiang Rai vorbei gefahren (haben wir das auch noch gesehen), und trafen auch Mitreisende von der Mekong-Kreuzfahrt wieder. In Chiang Mai angekommen, stiegen wir in ein Taxi um, das uns zu unserem Hotel außerhalb der Altstadt brachte. Chiang Mai hat mir sehr gut gefallen. Es gibt, wie überall, Wats, aber es war eher das Flair der Stadt, die Essensstände, das Miteinander … Ich kann es schwer beschreiben. Kulinarisch erinnere mich an hervorragende Bagel western style (ein gewissen Curry-Overkill stellt sich nach 2 Wochen dann doch ein), und den seit Jahren besten Erdbeermilchshake in einem Cafe für ganz kleines Geld. Wir waren auf dem Berg Doi Suthep oberhalb Chiang Mais und haben das dortige Wat besucht, das zu den bedeutendsten in Nordthailand gehört. Das stimmt, es war ähnlich voll wie in den Vatikanischen Museen. Aber eigentlich haben wir uns die zweimal vierzig Minuten Fahrt eher wegen der guten Aussicht auf Chiang Mai angetan. 40 Minuten in einem Songthaew auf kurvigen Bergstraßen können bei der Fahrweise der Thai eine Tortur sein, ich musste wirklich allen Willen aufbringen, nicht in dieses Auto zu … .
Den Abschluss in Chiang Mai stellt die Sunday Walking Street dar. Ein Wochenmarkt mit Kunsthandwerk und Essensständen, voll, voller, unglaublich …
Montagmorgen 3 Uhr war die Nacht zu Ende, 6 Uhr ging der Flieger nach Hongkong. Pünktlich 4 Uhr waren wir am Airport, laut Air Asia machen die Schalter bei internationalen Flügen 3 Stunden vor Abflug auf und schließen 1 Stunde vor Abflug. Bei Morgenflügen ist dem NICHT so, zusammen mit gefühlt 200 brüllenden Asiaten standen wir geduldig eine halbe Stunde rum, bis endlich Personal die check-in-Schalter besetzte. Dann begann ein chaotisches Check-In, das Indien und Kathmandu potenziert übertraf, die Krönung war, wie ein Schuljunge aus Korea direkt vor meine Füße kotzte. Asiatische Mütter nehmen so was gelassen, irgendwann informiert mal jemand die Dame beim check-in, die wiederum einen Putzmenschen rief, den ich aber nicht mehr sah, zuvor habe ich wild schimpfend (Antje, ich sag nur Budapest, aber ganz so schlimm war es diesmal nicht ;-)) zwei Koffer über die Lache gehoben und zugesehen, nirgends reinzutreten. Der arme Junge konnte ja nix dafür, aber irgendwo hört auch mein Verständnis auf, auch wenn ich weiß, dass ich der Gast in Asien bin. Nun gut, nach dem Check-In: 25 Minuten Schlangestehen, denn die Sicherheitskontrolle öffnete Punkt 5. Highlight in dieser Schlange war eine Asiatin, die panisch ihren Koffer in die Luft riss, weil offensichtlich eine Kakerlake darunter verweilte. Dieses Tierchen rannte dann wild durch den Wartebereich, was die weiteren Gäste nicht erfreute. Nach der Sicherheitskontrolle hatten wir es ohne Zwischenfälle und sogar fast pünktlich mit einer handvoll Europäern und so lauten Hongkong-Chinesen und anderen Asiaten geschafft, den Flieger zu boarden und da die Plätze 1D bis 1F besetzt, 1A bis 1C jedoch komplett frei waren, ließ ich Doreen auf 1F allein und setzte mich auf 1C, mir fiel erst spät wieder ein, dass auf 2B (schräg hinter mir) der kleine Junge vom Check-In saß. Ich kürze ab: trotz nicht unerheblicher Turbolenzen auf dem Flug ging alles gut!
Hongkong: ein Wort: cool! Wir sind 15 Minuten zu zeitig gelandet, hatte eine super zügige Einreise (2 Minuten Wartezeit bei der Immigration), der Airport-Express, der einen in 24 Minuten in der Stadt bringt, ist super, dann gab es einen kostenlosen und in diesem Fall privaten Bustransfer bis ins Hotel, wir waren nämlich die einzigen Gäste, die den Bus, der aller 20 Minuten fährt, nutzen wollten, in 90 Minuten haben wir Sachen gewaschen und getrocknet und den regnerischen Nachmittag teilweise damit verbracht, Ding Ding (Doppeldeckerstraßenbahn) zu fahren, einen Tempel zu besuchen und einfach nur über diese Stadt zu staunen. Wenn man es nicht selber sieht, glaubt man es nicht. …
Tag 2 in Hongkong und … Regen! Wir entschieden uns, nach Macau zu fahren. Das geht super einfach mit der Fähre, in 55 Minuten ist man da. Und ab 2016 wird es noch einfacher werden, die Brücke, die Hongkong und Macau dann verbinden soll, ist schon im Rohbau zu sehen. In Hongkong mussten wir durch die Immigration, gaben unsere Departure Card ab, haben in Macau ein weiteres Visum erhalten, und bei der Rückfahrt dann alles retour. Klingt aufwendig, wir haben aber selten einen effizienteren Grenzverkehr erlebt (außer natürlich in Europa im Schengen-Raum). Warum niemand auf die Idee kommt, einen Stopover in Macau statt in Hongkong zu machen, merkt man ziemlich schnell. Die Stadt hat zwar einiges zu bieten, allerdings spielt sie definitiv nicht in der Liga von Hongkong. Portugiesische Elemente findet man immer wieder, das Castel Sao Jorge in Lissabon diente sicherlich als Vorbild für das ein oder andere Fort, jedoch ist Macau nicht Lissabon, nicht mal eine schlechte Kopie. Überall gibt es Eiertarte (= Pasteis de Belem?) und die Chinesen fahren voll auf die China-Variante von beef jerky ab, die man in dicken und großen Fladen überall ausliegend erwerben kann. Das scheint die Spezialität dort zu sein. Nicht nur Natur, nein auch mit Knoblauch und allerlei Kräutern eingelegt, bekommt man das Fleisch. Uns schnitt eine geschäftstüchtige Händlerin mit einer Schere ein Stück zum Probieren ab, ich habe selten etwas derart Schlimmes gegessen, es war fast so schlimm wie damals in dem Lokal am Rastro in Madrid mit Elena, wo ich wohlwissend, dass ich Muscheln nicht mag, die Navarras probiert habe und 10 Minuten diese Muschel von einer Seite im Mund auf die andere bewegt habe und mehrmals darüber nachdachte, ob ich sie einfach ausspucken soll. DIE Sehenswürdigkeit von Macau ist das Tor ins Nirgendwo, die Fassade der abgebrannten Jesuitenkirche, und natürlich gibt’s ein Foto mit mir davon. Nach einem warmen Getränk bei einer amerikanischen Marke mit grünem Label haben wir uns zum Fort hochgearbeitet. Die Rolltreppen, die hinter dem Schild Macau-Museum den Weg nach oben erleichtern, kann man ruhig nehmen und zwar bis ganz hoch, das Museum zweigt irgendwann ab, sie sind also for free! Von oben hat man einen guten Blick auf Macau, und was soll ich sagen: Macau live und das Macau aus James Bond sind doch sehr verschieden. Gibt es abgewohnte Ecken dort. Hochhäuser sind hier Massenware, das glaubt man nur, wenn man es sieht, aber in Macau gibt es Qualitäten, da will man nicht tot überm Balkongeländer hängen. Über einen portugiesischen Friedhof (alles Unesco-Weltkulturerbe) ging es auf den nächsten Hügel: Guia. Dort hinauf fuhr ein Sessellift für ganz kleines Geld, den nahmen wir auch. Und nachdem wir Macau zu Fuß erkundet hatten und der Rückweg zur Ferry über die Formel-1-Strecke führt, der geübte Wanderer kann die Distanz sicherlich bewältigen, allerdings lag uns viel an unserer Gesundheit, haben wir den Rückweg in einem Taxi bestritten. Bevor es zurück nach Hongkong ging, haben wir noch das Venetian Macau besucht. Es ist das viel größere Pendant zum Hotel des Venetian Las Vegas, das wir im vorletzten Herbst besucht haben. Und was soll ich sagen: es ist genauso … schlimm. 25.000 Menschen arbeiten in diesem Megahotel, in dessen dritten Stock der Canale Grande nachgebaut wurde, wo man sich mit Gesang in Gondeln, ganz wie in Venedig und in Las Vegas, unter einem Himmel, an dem Wolken ziehen (alles künstlich!) durch die „Lagune“ schippern lassen kann. Der Transport von und zum Venetian ist super einfach, man steigt am Fährterminal bzw. vorm Hotel in einen kostenlosen Shuttle-Bus, diese fahren in Abständen von maximal 15 Minuten als Pendelverkehr. Supersache! Die Rückfahrt nach Hongkong war ein wenig zäh, was daran lag, dass uns die geschäftstüchtige Verkäuferin von Turbojet Fährtickets ausstellte und erst im letzten Moment und bereits nach Bezahlung mit Kreditkarte darauf hinwies, dass diese für die Fähre 19.15 Uhr seien (es war 17.45 Uhr). Toll! Das Procedere in Macau läuft so, dass man einen festen Platz auf der nächste freie Fähre bekommt, allerdings in die Stand-By-Line jeder Fähre, die vorher fährt, einbiegen kann. Wir entschieden uns für die Line der Fähre 18.30 Uhr und hatten Glück. Das ganze Procedere ist etwas suboptimal, aber nicht nervenaufreibend.
Nächster Tag: strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Und wir auf dem Hongkong-Trail. Dieser führt in 8 Etappen auf Hongkong-Island vom Peak bis nach Big-Wave-Bay im Südosten der Insel, das landschaftliche Highlight ist der Dragon’s Back. Und man läuft wirklich wie auf einem Drachenrücken mit spektakulären Ausblicken auf das Meer, vorgelagerte Inseln und einige Dörfer, in denen die Superreichen Asiens wohnen. Der Dragon’s Back selbst ist einfach zu gehen, insgesamt braucht man für die landschaftlich schönste Strecke nur 1,5 Stunden. Wir entschieden uns aber bis Big Wave Bay zu laufen, laut Plan sollten wir 6 Stunden brauchen, in 2 Stunden 50 Minuten inklusive Pausen und verschiedener Fotostopps waren wir da. Soviel zu asiatischen und europäischen Wanderrouten. Der Einstiegspunkt in die Wanderung ist in der Tat ein wenig schwierig zu finden, der Bus Nr. 9, den wir als letzte bestiegen und auf dem Oberdeck angekommen feststellten, dass wir nicht die einzigen sind, die bei schönem Wetter wandern wollten, bringt einen an eine Bushaltstelle, die nicht sonderlich gut ausgeschrieben ist. Aber da die Chinesen schon besser wissen, wo sie raus müssen, im Zweifel die fragen und mit offenen Augen fahren. Apropos fahren: das ist wirklich eine Herausforderung in Hongkong, die Busfahrer geben Gummi und kurvenreich sind alle Strecken. Mein Magen hatte ein gutes Training und ich werde vielleicht doch demnächst Superpep-Kaugummis in die Reiseapotheke aufnehmen.
Abends waren wir auf Kowloon, das ist der Stadtteil, der Hongkong-Island gegenüber liegt. Hier hat man den phänomenalen Blick auf die Skyline von Hongkong. Hin kommt man stilecht mit der Starferry, diesen urtümlichen noch aus der Kolonialzeit stammenden Fähren, die das Hafenbecken regelmäßig und günstig durchpflügen. Nachdem wir Fotos gemacht haben, sind wir noch zur Symphonie of Lights geblieben. Nach den Dubai Fountains und den Spektakel am Bellagio in Las Vegas waren wir bereit für ein neues Erlebnis dieser Art und so was von ernüchtert. Wir saßen insgesamt gut eine Stunde bei wahrlich nicht warmen Temperaturen und es war so fad. Tipp: schaut euch in Ruhe die beleuchtete Skyline an, wenn ihr Bruce Lee und Checky Chan nicht toll findet, spart euch den „Walk auf Stars“ und fahrt zurück nach Hongkong-Island und erkundet Soho und Sheu Wan, das ist viel cooler und erlebnisreicher.
So, und nun noch schnell die Zusammenfassung von heute: da waren wir auf Lantau. Hin ging es zuerst mit der Metro, dann mit einer Seilbahn, die nicht nur fantastische Ausblicke auf Lantau sondern auch auf Hongkong-Airport bietet (ich bin ja ein wenig flugverrückt, würde zumindest die Mitreisende behaupten ;-)). Und oben angekommen erwartet einen das Gegenteil vom Hongkongtrail: eine touristisch wohl geschaffene Welt mit Shops, Restaurants, WCs (die gut waren, wie überhaupt Hongkong eine gute WC-Destination ist, auf der Hoffmann`schen Scala alles mindestens 2 minus) und: der größte sitzende Buddha der Welt. Beeindruckend! Nebenan gibt es ein buddhistisches Kloster, das zu den wichtigsten der Welt gehört. Es war interessant zu beobachten, wie Chinesen mit Kommerz und Glauben umgehen. Da beten vor einem Altar inbrünstig die einen, und nebenan, keine 5 Meter entfernt, wird irgendetwas, ganz geschäftstüchtig, verkauft. Obwohl ich hinduistische Tempel immer noch am faszinierendsten finde, haben buddhistische natürlich auch was. Wenn man viel reist, vergleicht man: Bylakuppe in Karnataka (Indien) hatte das noch schönere Kloster, was vielleicht auch daran lag, das wir dort fast allein waren, aber alles in allem war das Kloster sehenswert. Zurück ging es mit dem Bus (kurvenreich, mir war mal wieder kotzübel) über Mui Wo, einer Kleinstadt auf Lantau mit wunderschönem Strand (die Chinesen haben aber auch tolle Flecken), und der Fähre nach Hongkong. Dann sind wir Escalator gefahren, das ist eine Spezialität Hongkongs. Öffentliche Rolltreppen, die morgens talwärts und abends bergwärts fahren. Man bekommt einen guten Eindruck, auf wie wenig Fläche hier die Menschen wohnen. Vielleicht 10 oder 15 Querstraßen vom Ufer des Perlflusses stehen die Hochhäuser dicht an dicht, danach ist Schluss. Und alles steil am Berg. Auch ja: zwischendurch waren wir, korrigiere: ich, auch noch shoppen. Dort, wo es immer so speziell riecht (ihr wisst schon wo ;-)), gab es ein im sale reduziertes Jäckchen. Am Abend gab es Käsefondue in Soho, das Viertel ist wirklich hipp, ich werde Antje und Thorsten Hongkong empfehlen. Die wandern gern und Soho wird Antje gefallen!!! …