Feuerland

Mit einem Zwischenstopp in El Chalten (dort kommen wir auf dieser Reise noch hin) haben wir Ushuaia – die Bucht, die nach Westen schaut – erreicht. Es hat nicht geregnet, als wir angekommen sind, aber das Wetter war eher so, wie ich es mir vorgestellt hatte: wolkenverhangener Himmel. Das besserte sich zusehends und die letzten beiden Tage hatten wir viel Sonnenschein von einem wolkigen Himmel. Der erste Tag diente der Orientierung, die hier nicht all zuschwer zu finden ist. Ushuaia hat ca. 55.000 Einwohner, das touristische Zentrum der flächenmäßig gar nicht so kleinen Stadt erstreckt sich über eine überschaubare Fläche. Überall gibt es Schokoladenläden, die die Kalorienbombe an sich aber auch verarbeitet in Pralinen und anderen Varianten verkaufen oder als Cafe agieren, wo man heiße Schokolade und noch mehr Kalorien in Kuchenform zu sich nehmen kann. Am Mittag des ersten Tages gab es dann auch den Schokoschock in Form eines Brownies, der mit Dulce de Leche (der Karamellcreme, die durch ewiges Kochen süßer Milch gewonnen wird), einem Berg Sahne und einer Canache hübsch zu einem hochkalorischen Teil veredelt wurde, das am ehesten an einen Granatsplitter von der Form erinnerte. Die Stadt besteht aus Tourismus, Militär und einigen Firmen, die sich hier auf Grund der günstigen Steuergesetzgebung nieder gelassen haben. Um überhaupt Menschen zu bewegen, hier im Süden dauerhaft zu leben, hat sich die argentinische Regierung Steuererleichterungen ausgedacht. Das hält zumindest eine überschaubare Anzahl von Menschen nun dauerhaft hier. Allenthalben, wenn man sich umblickt, fragt man sich: ist das jetzt Chile oder Argentinien. Die Grenze ist hier zwar durch Verträge festgelegt, aber eigentlich ist es ja ein Niemandsland, und die eine Insel ist dann schon dem einen Land zugehörig, die andere dem anderen Land. Ein wenig verwirrend.

 

Ich war dann, wie fast die ganze Gruppe, einen Vormittag auf Tiersafari. Das war (für mich) interessanter, als gedacht. Auf einem Katamaran ging es den Beagle-Kanal gen Osten, wir steuerten Inseln mit Kormoranen, Seelöwen und Pinguinen an. Und man konnte wirklich was sehen. Bei den Pinguinen fuhr der Katamaran so weit an den Strand, dass man, hätte so ein Boot nicht auch eine gewisse Höhe und wäre ein Magellan-Pinguin nicht nur 60 cm hoch, die Tiere hätte streicheln können. Natürlich streichelt man keine wilden Vögel. Aber die Pinguine waren putzig. Ein verirrter Königspinguin war unter ihnen, er kam in die Mauser und hätte eigentlich schon weiter ziehen können, mochte das Asyl der anderen aber wohl so gern, dass er nun schon ein paar Wochen blieb. Unsere erste Wanderung führte am Nachmittag dann zur Lapataia-Bucht. Dort ist das südliche Ende der befahrbaren Welt. Die Panamerikana endet, es gibt keinen südlicheren Punkt, den man mit dem Auto auf einer Straße erreichen kann. Tütenfoto, Panoramafotos, alles im Bild festgehalten. Die Wanderung war ausgesprochen informativ, was an Marietta, einer super englisch sprechenden Argentinierin lag. Sie erklärte uns allerhand zu den verschiedenen Bäumen, zeigte uns Orchideen, die archäologischen Überbleibsel der Yamanas, das sind die Ureinwohner Feuerlands, die nomadisch in Familienverbänden teils auch auf dem Wasser lebten. Runde, mittlerweile grasbewachsene Hügel zeigen heute noch, wo die Familien immer wieder siedelten, denn die festen Plätze wurden immer wieder aufgesucht und durch den Müll, den die Ureinwohner hinterließen, wuchs die Höhe der Zeltplätze an, heute sind es kleine Hügel, die über den Rest der Landschaft hinaus schauen. Hier ist es ewig hell, sodass wir bis 20 Uhr unterwegs sein konnten. Beschlossen wurde der erlebnisreiche Tag durch ein feines Abendessen: es gab eine malziges hier gebrautes Bier und Seespinne, die Gott sei Dank schon zerlegt war.